Welser-Möst und das Webern-Orchester: Elanvoll, wienerisch
Die Studierenden der Musik-Uni spielten Mendelssohn, Respighi und Schönberg im Goldenen Saal.
Zweimal Italien, einmal Wien: Das war der programmatische Faden des Konzerts des Webern-Orchesters im Wiener Musikverein. Denn Mendelssohns „Italienische“, und Respighis „Pini di Roma“rahmten Schönbergs Streichsextett „Verklärte Nacht“ein. Eine überlegte wie anspruchsvolle Zusammenstellung, nicht nur, was die technischen Voraussetzungen anlangt, sind doch mit dieser Programmierung sehr unterschiedliche Stile angesprochen, was von den Ausführenden Flexibilität verlangt.
Technisch, das zeigte dieser Abend, gibt es für junge Musiker heute kaum Klippen. Dass das eine oder andere Bläsersolo nicht optimal klappt, sich nicht immer die erwünschte Homogenität einstellt, nicht alle Details gleich präzise gelingen, kann man auch bei professionellen Klangkörpern erleben. Ein solcher ist das Webern-Orchester nicht, das sich aus Studierenden der Wiener Musikuniversität zusammensetzt. Wenigstens einmal im Jahr mit prominenten Dirigenten aufzutreten, ist wichtig für junge Musiker, damit sie einen Eindruck für ihre mögliche Orchesterzukunft gewinnen, auch Unterschiede kennenlernen können. Immerhin reicht die Liste der Dirigenten, die mit diesem sehr spezifischen Orchester in der Vergangenheit gearbeitet haben, von Abbado bis Rostropowitsch.
Exzellenter Schönberg
Diesmal hatte das Orchester Franz Welser-Möst ans Pult gebeten, einen peniblen Orchestererzieher, der auch um das Geheimnis des Wiener Klangs weiß. Vor allem geht es ihm um klar strukturierte, dynamisch differenzierte Darstellungen, bei denen Effekt keineswegs ausgespart ist. Das demonstrierte er schon mit seiner zügig nach vorwärts drängenden, dabei niemals oberflächlichen Darstellung von Mendelssohns vierter Symphonie, der „Italienischen“. Die raschen Tempi und sein Faible für elegante, prägnante Phrasierung waren gleichermaßen eine Herausforderung für die Musiker, denen sie sich ebenso engagiert und qualitätvoll beim finalen Respighi mit einem subtil musizierten dritten Abschnitt als Höhepunkt stellten. Dennoch: Am meisten beeindruckte die Natürlichkeit des Ausdrucks der mit Transparenz und Homogenität verbindenden Darstellung von Schönbergs „Verklärter Nacht“. Das war höchste Orchesterkultur. (dob)