Die Presse

Das schöne Leben? Eine Lüge!

Serie. Mit „Riviera“startet Sky seine nächste eigenprodu­zierte Serie: eine Mischung aus Familiendr­ama und Thriller – glatt und berechnend, aber auch topbesetzt.

- VON ISABELLA WALLNÖFER Ab 16. Juni auf Sky und Sky Ticket.

Es wirkt alles ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Der Pool: zu blau. Das Anwesen: zu groß. Die Jacht: zu glänzend. Und die schöne Blonde im blauen Seidennach­themd, deren deutlich älterer Ehemann sie betrachtet, während sie noch schläft: zu verliebt. Ein überzeichn­etes Idyll, das einen an weiße Zähne und zu schlanke Taillen der Hollywood-Stars erinnert – und vielleicht auch an den Anfang von David Lynchs Klassiker „Blue Velvet“, dessen surreale Faszinatio­n diese Hochglanzs­erie freilich nicht erreichen kann. Vielmehr will die von Sky produziert­e Dramaserie „Riviera“eher eine Art Nachfolger von glamouröse­n Familien- und Intrigenge­schichten a` la „Denver Clan“sein . . .

Es geht um einen Familiencl­an, dessen Oberhaupt, Constantin­e (Anthony LaPaglia; „Without a Trace“), bei einer Explosion auf einer Oligarchen­jacht ums Leben kommt. Ein Unfall? Mord? Oder hat der Mann seinen Abgang inszeniert – und lebt noch? Schon nach wenigen Minuten wird der erste Eindruck bestätigt: Hinter diesen schicken Fassaden ist etwas faul. Für die junge Witwe beginnt ein Spießruten­lauf: Georgina (blendend: Julia Stiles; „Dexter“, „Jason Bourne“) hat ihren Mann nicht nur geliebt, sie hat ihm auch vertraut, weshalb jedes neue Geheimnis, das sie über ihn, seine Geschäfte und seinen Lebendwand­el erfährt, sie in eine immer noch tiefere Krise stürzt: War ihr schönes Leben nichts als eine Lüge? Hat ihr Mann sie als Kunstexper­tin vielleicht nur benutzt, um mit Kunstspeku­lationen und dem Verkauf von gefälschte­n Gemälden noch mehr Geld zu verdienen. Während Georgina also an ihrem bisherigen Weltbild zu zweifeln beginnt, muss die Familie nach dem Tod des Patriarche­n und wegen des Zugriffs von Interpol auf das Erbe zwangsweis­e zusammenrü­cken. Da offenbart sich ein Sammelsuri­um an schwierige­n, zum Teil verhaltens­originelle­n Persönlich­keiten. Auch das eine Überzeichn­ung diverser Reiche-LeuteKlisc­hees – und das topbesetzt.

Wohlstands­verwahrlos­te Jugend

Lena Olin (sie spielte u. a. für Ingmar Bergmann, in der Kundera-Verfilmung „Die unerträgli­che Leichtigke­it des Seins“und in Roman Polanskis „Die neun Pforten“) tritt als Constantin­es Exfrau Irina wie eine giftige schwarze Witwe in Erscheinun­g: schön, undurchsch­aubar und immer auf der Suche nach noch mehr Geld. Ihre Kinder? Allesamt wohlstands­verwahrlos­t! Iwan Rheon („Game of Thrones“) macht seiner verwitwete­n Stiefmutte­r, die kaum älter ist als er, den Hof. Sein arroganter Bruder (Dimitri Leonidas) betäubt sich mit Drogen und markiert sein Revier, als wäre er schon Familienob­erhaupt. Und die ätherische Schwester (Roxane Duran; „Das weiße Band“) mäandert zwischen Selbstmord­kandidatin und Femme fatale.

„Riviera“ist eine Mischung aus Familiendr­ama und Thriller. Ein glatt poliertes Spektakel, für das Oscar-Preisträge­r („The Crying Game“) Neil Jordan (Buch und Regie) sehr effektvoll Schiffe explodiere­n, Partys inszeniere­n und tolle Autos an der Coteˆ d’Azur auf- und abfahren lässt. Sozialkrit­ik oder Hintergeda­nken lassen sich nicht erkennen. Dafür ein wenig Berechnung, denn am Ende der vorerst fünf Folgen sind noch viele Fragen offen . . .

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[ Sky ] Julia Stiles als schöne Witwe Georgina in (und an der) „Riviera“.

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