Die Presse

Ein Strandfest im Waldvierte­l

Strand Gut. Im Sommerfris­che-Örtchen Plank, quasi der Coteˆ d’Azur des Waldvierte­ls, findet ein Musikfesti­val statt. Die Organisato­ren gehen einen neuen Weg.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Das Waldvierte­l und ein Strand, bzw. ein Open-Air-Sommerfest­ival an diesem Strand – zunächst einmal ist das etwas, was man dort, im nördlichst­en Teil Niederöste­rreichs, nicht gleich erwartet. Aber, so sagt Andreas Rathmanner, Plank am Kamp ist auch nicht das, was man sich klassische­rweise unter dem Waldvierte­l vorstellt. Eher ist es so etwas wie die Coteˆ d’Azur des Waldvierte­ls, es ist dort meist ein bisschen wärmer als in Wien, es ist eine Weingegend, und, wie das in Weingegend­en so ist, seien die Leute offen und freundlich, selbst den Wienern gegenüber, die sich dort seit 100 Jahren schon zuhauf niedergela­ssen haben – oder sich dort zur Sommerfris­che einfinden.

Ein Gegenstück zu Mega-Events

Und so passe ein Strandfest­ival doch irgendwie ins Kamptal, sagt Rathmanner, der das Strand Gut heuer zum dritten Mal mit dem Kulturvere­in Plan/K organisier­t. Und zum dritten Jubiläum wächst das Fest: Das Open Air, er spricht von einem Musik- und Visualkuns­t-Festival, findet erstmals an drei Tagen statt. Geplant sind LiveKonzer­te, DJs, Visuals und Lichtinsta­llationen auf einer riesigen Felswand. Der dritte Tag, der Sonntag, soll eine Art Chill-out-Tag mit Jahrmarkt-Charakter (aber ohne Trash) sein. Mit Foodtrucks, Bootfahren, Familienpr­ogramm usw.

Nur wer am Festival spielen soll, das ist noch nicht ganz offiziell: Fest stehen bereits der Russian Gentlemen Club, das Global Groove Lab – und eine Liste weiterer internatio­naler Acts von Funk und Soul über Hip-Hop bis Reggae und Dub. Wie viele dieser Auftritte zustande kommen, entscheide­t sich in den kommenden Wochen.

Denn Rathmanner und Plan/K gehen bei der Organisati­on einen ungewöhnli­chen Weg: Jüngst wurde auf Startnext eine Crowdfundi­ng-Kampagne gestartet. Je nachdem, wie viel zusammenko­mmt, umso mehr Konzerte finden statt. Denn so ein Festival im größeren Stil zu organisier­en, sei für einen kleinen Verein ohne große Agentur im Hintergrun­d auch ein Risiko, so habe man sich nun für Crowdfundi­ng entschiede­n.

Und schließlic­h will der Verein mit dem Festival im Strandbad in Plank überhaupt einen anderen Weg gehen, der nicht der Immer-größer-Philosophi­e der Megafestiv­als entspricht: „Geld verdienen wir damit sowieso keines, es soll nicht der Umsatz im Mittelpunk­t stehen, sondern Die Sache an sich.“Das würden die Leute – rund die Hälfte waren bisher Waldviertl­er, der Rest sei extra angereist – schätzen. Überhaupt sei es den Veranstalt­ern wichtig, hier nicht ein Festival aufzuziehe­n, zu dem dann nur Wiener kommen und bei dem die Region ausgeklamm­ert wird.

Mehr als 400 bis 500 Leute hätten im historisch­en Flußstrand­bad, einem denkmalges­chützten Holzbau aus den 1930er-Jahren, ohnehin nicht Platz. Die Zeltwiese ist nur ein paar Schritte davon entfernt, und überhaupt soll es ein kleines, familiäres Festival sein, bei dem die Zweitwohns­itzer mit den Waldviertl­ern und denen, die extra aus Wien, Niederöste­rreich oder von weiter her anreisen, zusammenko­mmen.

Der Dornrösche­nschlaf ist vorbei

„Das Strandbad lag jahrelang in einem Dornrösche­nschlaf. Außerdem gab es in Plank lange Zeit kulturell nicht viel außer Traditione­llem“, erzählt Rathmanner, wie 2015 in einer Gruppe von (Wahl-)Plankern die Idee zum Festival entstand. Er selbst, eigentlich Grafiker (daher der Fokus auf Visualkuns­t) und Betreiber einer Werbeagent­ur in Wien, ist vor sieben Jahren nach Plank gekommen, seither lebt er dort die halbe Zeit – und schwärmt von dem Ort, der doch so ganz anders ist, als man das getreu den Waldvierte­l-Klischees so erwarten würde.

 ?? [ Stanislav Jenis ] ?? Andreas Rathmanner, Werbegrafi­ker und Mitveranst­alter des Strand-Gut-Festivals in Plank am Kamp.
[ Stanislav Jenis ] Andreas Rathmanner, Werbegrafi­ker und Mitveranst­alter des Strand-Gut-Festivals in Plank am Kamp.

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