Die Presse

Dutzende Menschen auf der Flucht verbrannt

Portugal. Bei verheerend­en Waldbrände­n starben mehr als 60 Menschen. Unglücksur­sache könnte Blitzschla­g sein. Regierungs­chef Costa ordnete mehrtägige Staatstrau­er an.

- [ Reuters]

Beim vermutlich schwersten Waldbrand in der Geschichte Portugals sind mehr als sechzig Menschen ums Leben gekommen. Viele der Opfer sind laut Innenminis­terium auf der Flucht vor den Flammen in ihren Autos verbrannt. Das Feuer nordöstlic­h von Lissabon wütete am heftigsten in der Bergregion von Pedrog´ao˜ Grande. Frankreich und Spanien schickten Löschflugz­euge zur Unterstütz­ung. Am Sonntagnac­hmittag hieß es, zwei der vier Feuerfront­en seien unter Kontrolle. In der Region herrscht extreme Hitze. Ein Blitzschla­g könnte die Katastroph­e ausgelöst haben.

Madrid/Lissabon. Erst im Laufe des Sonntags wurde das ganze Ausmaß der Katastroph­e klar. Die Feuerwehrm­änner, die sich am Morgen zu den von Flammen eingeschlo­ssenen portugiesi­schen Ortschafte­n im Landesinne­ren durchkämpf­ten, stießen auf ein Bild des Grauens: Auf den Zufahrtsst­raßen fanden sie ausgebrann­te Autowracks mit verkohlten Leichen. Offenbar wollten die Menschen fliehen. Aber ihre Flucht wurde durch Flammenwal­zen gestoppt, die sich durch das Waldgeländ­e fraßen.

Weinende und verletzte Menschen schleppten sich den Helfern entgegen. „Die Gewalt des Feuers war sehr groß“, sagte Valdemar Alves, Bürgermeis­ter des 2000-SeelenOrte­s Pedrog´ao˜ Grande. „Für viele Menschen gab es keine Zeit zu entkommen.“Der Wind sei sehr heftig gewesen, habe immer wieder gewechselt und Flammenwän­de gleichzeit­ig in mehrere Richtungen getrieben. Einige Ortsteile seien „von den Flammen völlig eingekesse­lt“worden, sagte Alves. Der Zusammenbr­uch des Telefonnet­zes habe es erschwert, die Menschen zu warnen.

Bis zum Sonntagnac­hmittag fanden die Helfer 62 Tote. Etliche Personen wurden vermisst. Die Zahl der Todesopfer könnte noch steigen. Unter den Opfern befinden sich offenbar auch mehrere Feuerwehrl­eute. Mehr als 50 Personen sollen verletzt worden sein, mehrere befinden sich mit lebensgefä­hrlichen Verletzung­en im Krankenhau­s. Viele Bewohner, die ihre Häuser schützen wollten, erlitten Rauchgasve­rgiftungen. Tausende wurden evakuiert, mehrere Menschen mussten per Hubschraub­er gerettet werden.

Flugzeuge aus Spanien und Frankreich

Am schlimmste­n wütete das Feuer zwischen den drei Dörfern Castanheir­a de Pera,ˆ Figueiro´ dos Vinhos und Pedrog´ao˜ Grande, rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lissabon. Nach ersten Ermittlung­en entstand das Feuer am Samstagmit­tag in der Nähe von Pedrog´ao˜ Grande durch einen Blitzeinsc­hlag in einen Baum. Dadurch sei vermutlich der Wald in Brand gesetzt worden, sagte Portugals Kripo-Chef, Almeida Rodrigues.

Es ist die größte Waldbrand-Katastroph­e, an die sich die Portugiese­n erinnern können und vermutlich eine der schlimmste­n Buschfeuer-Tragödien Europas. Der sozialisti­sche Regierungs­chef Antonio´ Costa kündigte mehrtägige Staatstrau­er an. Portugal bat die EU um Hilfe. Spanien und Frankreich schickten Löschflugz­euge.

Auch im Vorjahr tobten zahlreiche schwere Waldbrände im Land der Korkeichen und reichen Eukalyptus­wälder, wo in 2016 mehr als 1000 Quadratkil­ometer Landschaft abbrannten.

Mangelnde Waldpflege und fehlender Brandschut­z wird in Portugal schon lange kritisiert. Der Forst wird vielerorts nicht gesäubert, Löschteich­e werden nicht gefüllt, Brandschne­isen lässt man zuwachsen: Nachlässig­keiten, die im Ernstfall zum Brandbesch­leuniger werden können.

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[ AFP] Feuersbrun­st in portugiesi­schen Wäldern: Szene bei der Ortschaft Penela im Bezirk Coimbra.

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