Die Presse

Bill Cosby entgeht Gefängnis

USA. Entertaine­r Bill Cosby entgeht vorerst dem Gefängnis, da sich die Geschworen­en im Missbrauch­sprozess nicht einigen konnten. Die Staatsanwa­ltschaft will ihn 2018 wieder vor Gericht bringen – mit einer neuen Jury.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

US-Entertaine­r Bill Cosby verließ den Gerichtssa­al als freier Mann. 2018 soll er wieder vor Gericht gebracht werden.

Washington. Am Ende stand schiere Erschöpfun­g: Auch nach mehr als 50 Stunden Beratung hinter verschloss­enen Türen konnten sich die Geschworen­en im Prozess gegen den US-Entertaine­r Bill Cosby nicht auf ein einstimmig­es Votum einigen. Der fast 80-jährige Fernsehsta­r verließ deshalb am Wochenende als freier Mann den Gerichtssa­al der Stadt Norristown im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia, wo er sich wegen sexuellen Missbrauch­s verantwort­en musste. Doch es war kein strahlende­r Sieg für den Mann, der vielen Amerikaner­n bisher als sympathisc­her „Dr. Huxtable“aus der „Cosby-Show“in Erinnerung war.

Kurz nachdem der Vorsitzend­e Richter Steven O’Neill aufgrund der Uneinigkei­t der Geschworen­en den Prozess ohne Urteil be- endet hatte, kündigte Staatsanwa­lt Kevin Steele ein neues Verfahren an. Steele will den fast erblindete­n Cosby spätestens 2018 erneut vor Gericht bringen: Neue Geschworen­e sollen den TV-Helden dann zu einer Gefängniss­trafe verurteile­n. Ob der Plan funktionie­ren wird, ist aber unklar.

In Norristown warf Steele dem TV-Star vor, als prominente­r Unterstütz­er der Temple Universitä­t in Pennsylvan­ia im Jahr 2004 die damalige Basketball­trainerin Andrea Constand sexuell missbrauch­t zu haben. Constand sagte vor Gericht aus, Cosby habe ihr in seinem Haus drei Pillen „zum Entspannen“gegeben – doch die Präparate lähmten sie, so dass sie sich nicht wehren konnte, als sich der Star im Laufe des Abends an ihr verging.

Neben Constand haben mehrere Dutzend weitere Frauen ähnliche Vorwürfe gegen Cosby erhoben. Die meisten dieser rund 60 Fälle sind längst verjährt, doch sie zeichnen das Bild eines Mannes, der seine Bekannthei­t, seinen Einfluss und seinen Reichtum über Jahrzehnte hinweg ausnutzte, um seine sexuellen Fantasien an wehrlosen Frauen auszuleben. Constands Vorwürfe kamen vor Gericht, weil eine lange unter Verschluss gehaltene Aussage von Cosby aus dem Jahr 2005 vor zwei Jahren bekannt wurde und als neues Beweismitt­el galt.

In dem Protokoll, das in Norristown verlesen wurde, gab der Fernsehlie­bling zu, bei vielen außereheli­chen Affären den jeweiligen Frauen immer wieder Beruhigung­smittel gegeben zu haben. Er und seine Verteidige­r betonten dabei, alles sei stets im beiderseit­igen Einvernehm­en abgelaufen. Die Staatsanwa­ltschaft in Norristown konnte nicht alle Geschworen­en vom Gegenteil überzeugen.

Doch der Blick vieler US-Bürger auf den Mann, der einst „America’s Dad“genannt wurde, hat sich grundlegen­d gewandelt. Schon vor dem Prozess musste Cosby eine Tournee absagen. Nach dem Verfahren sind öffentlich­e Auftritte des Entertaine­rs kaum noch vorstellba­r.

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[ imago ] Rechtsstre­it ist noch nicht zu Ende: TV-Star Bill Cosby.

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