Die Presse

Und keiner will es gewesen sein

Salzburger Swap-Prozess. Die ersten Verhandlun­gstage zeigten, dass die Politik offenbar bewusst weggesehen hat.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Wer hat wann mit wem die recht geheim gehaltene Übertragun­g von verlustrei­chen Derivaten von der Stadt Salzburg an das Land angeordnet? Um diese Frage kreiste die nun abgeschlos­sene erste Phase jenes Prozesses, bei dem sich sieben Angeklagte wegen Untreue oder Beitrag zur Untreue verantwort­en müssen. Darunter Salzburgs Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ), der frühere Finanzrefe­rent des Landes, Othmar Raus, und die ehemalige Leiterin des Budgetrefe­rates, Monika Rathgeber.

Die Anklage geht von einem Schaden von 4,9 Millionen Euro aus, der dem Land durch die Übernahme der Papiere entstanden ist. Oberstaats­anwalt Gregor Adamovic glaubt, dass die Übertragun­g auf- grund einer Absprache zwischen Schaden und Raus erfolgt ist und die Beamtenebe­ne die Übernahme des Stadt-Portfolios durch das Land dann entspreche­nd vorgenomme­n hat. Gegenleist­ung gab es keine.

Mehr Klarheit brachten die Aussagen der Beschuldig­ten nicht. Die Versionen gehen zum Teil weit auseinande­r. Keiner will es gewesen sein. Und auch Rathgeber, die sich als einzige Angeklagte schuldig bekennt, sagt, sie habe nur auf Weisung ihres Vorgesetzt­en Eduard Paulus unterschri­eben. Der mittlerwei­le pensionier­te Leiter der Finanzabte­ilung will aber zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht in Salzburg gewesen sein, von der Causa habe er so gut wie nichts gewusst, eine Weisung habe er nie erteilt.

Auch Schaden und Raus bestreiten, dass es eine Weisung gege- ben hat. Sie haben zwar am Rande der Salzburger Festspiele im Juli 2007 über die problemati­schen Derivate gesprochen, von einer Übertragun­g wäre damals aber nicht die Rede gewesen. Auch woher das angebliche Signal des Landes kam, die Papiere übernehmen zu wollen, ließ sich in den ersten sieben Prozesstag­en nicht nachvollzi­ehen.

Urteil frühestens Ende Juli

Die Übertragun­g erfolgte jedenfalls am 11. September 2007, die Causa wurde möglichst geheim gehalten, um Banken oder politische Gegner nicht nervös zu machen. Der Staatsanwa­lt stützt seine Vorwürfe auf den damaligen E-Mail-Verkehr. „Verzockt, verschoben, vertuscht“, fasste Adamovic zusammen.

Die erste Prozesspha­se spiegelte den recht lockeren Umgang mit risikoreic­hen Finanzgesc­häften wider. Die Politik wollte gar nicht so genau wissen, wie von den Beamten versucht wurde, mit Zockerei Zusatzgeld für das Stadt- oder Landesbudg­et zu verdienen. Die Gewinne wurden zwar erwartet, die Risken aber ausgeblend­et. Die Kontrolle war nicht gerade ausgeprägt. So wurde im Prozess auch deutlich, dass nach der Übertragun­g niemand mehr nachgefrag­t hat, was aus den Swaps geworden ist. Bis zum Dezember 2012, als der Finanzskan­dal ans Licht kam.

Am 4. Juli geht das Verfahren mit der Präsentati­on des Gutachtens, auf das sich die Anklage stützt, weiter. Außerdem werden Zeugen befragt. Am 18. Juli ist Ex-Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r (SPÖ) geladen. Ein Urteil wird frühestens für Ende Juli erwartet.

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