Wie man von Schwankungen profitiert
Zertifikate. In unsicheren Zeiten nimmt die Volatilität an den Börsen zu. Mit entsprechenden Zertifikaten kann man von steigender Schwankungsintensität profitieren – und so sein Depot gegen Kursrückgänge versichern.
Wien. Aktienkurse neigen zum Schwanken. Eine steigende Volatilität (Schwankungsintensität) bedeutet nicht zwingend etwas Unangenehmes, könnten die Kurse doch auch nach oben ausschlagen. Da es nach oben jedoch in der Regel langsamer und kontinuierlicher geht als nach unten, bedeutet eine steigende Volatilität meist, dass die Kurse nach unten abrutschen.
Vereinfacht gesagt: Eine niedrige Volatilität zeigt an, dass die Stimmung der Anleger gut und gelassen ist, eine hohe Volatilität bedeutet das Gegenteil. Historisch betrachtet ist die Schwankungsintensität derzeit fast auf rekordniedrigem Niveau. Legt man den V-Stoxx zugrunde – er misst die implizite (von Marktteilnehmern erwartete und durch Preise von Derivaten zum Ausdruck gebrachte) Volatilität im europäischen Aktienindex Eurostoxx 50 – dann waren die Anleger nur in den Boomjahren 2004 und 2005 so positiv gestimmt wie jetzt. Der Index hatte zuletzt einen Wert von 14. Der his- torische Durchschnitt seit 1999 liegt bei 24. In den Krisenjahren 2002 und 2008 übersprang die Volatilität zeitweise die 60-PunkteMarke. 2011, als viele den Zerfall der Eurozone fürchteten, kletterte der V-Stoxx auf über 50 Zähler.
Im Februar des Vorjahres, als der Ölpreis abgestürzt war und viele eine schwere Wirtschaftskrise fürchteten, stieg er zwischenzeitlich auf einen Wert von 30. Seitdem ist er kontinuierlich zurückgegangen. Sollte die Theorie stimmen, dass die Volatilität stets irgendwann zu ihrem Mittelwert zurückkehrt, dann hätte sie Potenzial nach oben.
Börsen sind heißgelaufen
Dafür spricht auch, dass die Aktienkurse nach der monatelangen ununterbrochenen Rallye tatsächlich heißgelaufen sind. Eine Korrektur, die von vielen als gesund gesehen wird, würde mit steigender Volatilität einhergehen.
Wer also mit Zertifikaten auf eine steigende Volatilität speku- liert, kauft quasi eine Versicherung für das Aktiendepot: Fallen die Aktienkurse, steigt der Wert des Zertifikats. Im jüngsten Newsletter von Zertifikate Austria wird ein entsprechendes Produkt (ISIN: DE000SC0BUM6) der Societ´e´ Ge-´ nerale´ vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Discount-Call-Optionsschein auf den V-Stoxx. Das Papier hat eine Laufzeit bis 16. August. Sollte der V-Stoxx dann unter 12,5 Punkte gefallen sein – also die Anleger noch optimistischer geworden sein –, verfällt der Schein wertlos. Sollte der V-Stoxx bei mindestens 15 Punkten – also leicht über dem Wert von vergangenem Freitag – notieren, gewinnt man nach derzeitigem Stand 22 Prozent, wird über einen etwaigen Kursverlust bei Aktien also ein wenig hinweggetröstet.
Freilich bringen einen derlei Absicherungsstrategien in ein Dilemma: Wenn die Rallye bis Au- gust anhält und die Volatilität weiter abnimmt, verfällt das Zertifikat. Dann steht man vor der Entscheidung, sich ein neues zu kaufen – wieder mit dem Risiko, dass es wertlos verfallen könnte – oder sich einem möglichen Aktienkursverfall schutzlos auszuliefern.
Gold als Alternative?
Bleibt die Frage nach alternativen Absicherungsstrategien für Aktien. Eine ist, einen Teil der Gewinne, die man in den vergangenen Monaten eingefahren hat, zu realisieren, damit man im Fall einer Korrektur genug Geld zum Nachkaufen hat. Eine andere, zuletzt nicht immer wirksame Strategie ist, Gold beizumischen. Denn das glänzende Edelmetall verteuert sich häufig, wenn die Krisenangst zunimmt. Einige Anleger setzen auch auf StopLoss-Orders zur Absicherung. Dabei werden die Aktien automatisch verkauft, wenn die Kurse unter eine bestimmte Schwelle gefallen sind. So will man sich vor noch größeren Verlusten sichern. (red.)