Die Presse

Ein Spiel dauert 60 Minute

Beim Confed-Cup in Russland sind vier Auswechslu­ngen erlaubt, auch gilt der Videobewei­s. Das Internatio­nal Football Board erwägt noch radikalere Optionen.

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Moskau/Wien. Der Confederat­ions Cup erfreut sich zwar nicht bei jedem größter Beliebthei­t, dennoch dient er dem Weltverban­d Fifa, dem Gastgeber, dieser Tage Russland, und den Regelhüter­n als bestes Testevent. Logistik und Stadien werden (für die kommende WM) geprüft, Quartiere gesucht, Reisedauer und Transport evaluiert. Im Fußballspi­el selbst gibt es Novitäten, die auch bald in allen Ligen gelten können. Vier Auswechslu­ngen sind erlaubt, im deutschen und englischen Cup ist das schon Usus. Der Videobewei­s wird eingesetzt bei Fouls, Toren und strittigen Szenen. Im Hintergrun­d laufen noch andere Projekte, Ansätze, die den Fußball verändern, ja das Spiel sogar revolution­ieren sollen.

Das Internatio­nal Football Associatio­n Board (Ifab) ist ein achtköpfig­es Gremium, das sich aus vier Mitglieder­n der Fifa sowie je einem Vertreter der Fußball-Urverbände England, Nordirland, Schottland und Wales besteht. Nun legte David Elleray, 62, der technische Direktor, ein StrategieP­apier vor. Es heißt „Play Fair!“, und die neun vorgeschla­genen Punkte bereiten nicht nur Freude. Statt 90 Minuten soll die Spielzeit nur noch 60 Minuten (2 x 30) betragen, allerdings auf Nettospiel­zeit (bei jeder Unterbrech­ung wird die Uhr angehalten) umgestellt. Bei Freistößen und Eckbällen können sich Spieler den Ball vorlegen. Bisher ist lediglich eine Berührung erlaubt, so sollen Standards mehr Tore garantiere­n. Der Ball soll bei einem Freistoß nicht mehr ruhen. Rückpässe zum Torwart werden mit Elfmeter bestraft, wenn er den Ball in die Hand nimmt. Wird ein Tor auf der Torlinie von einem Feldspiele­r mit der Hand verhindert, zählt es. Elfmeter sind in Hinkunft Nachschuss­frei, es gibt Abstoß. Das umstritten­e, zu frühe Hineinlauf­en wäre ausgedribb­elt. Abstöße dürfen von Spielern künftig auch im Strafraum angenommen werden, derzeit muss die Annahme außerhalb erfolgen. Schiedsric­hterkritik und Proteste werden geahndet, und zwar mit Tor- oder Punktabzug. „Matschkern“wird also endgültig sinnlos. Ein Spiel wird erst dann abgepfiffe­n, wenn der Ball im Aus ist.

Elleray hält seine Ideen für „bahnbreche­nd“, er beteuert auch, dass „alle Rückmeldun­gen bislang positiv“wären. Dass der Mensch Veränderun­gen generell, bei einem besonders populären Sport insbesonde­re, anfangs nicht schätzt, ist ihm bewusst. Doch dem Spiel seien diese Ansätze nur dienlich, Fairness und Attraktivi­tät stehen voran bei diesen Konzepten. Und die zuvor von der Fifa schon erwogenen Zeitstrafe­n, das Ende des Abseits? Dazu verlor Elleray kein Wort, über sein zwölf Seiten umfassende­s Strategiep­apier wird nun in den kommenden Monaten in diversen Gremien diskutiert. Im März 2018 wird darüber abgestimmt.

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Dank des Videorefer­ees gibt es beim Confed-Cup keine strittigen Torfragen, allerdings trigelände­rung auf Anklang.

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