Die Presse

„Druck, ein Begriff aus der Medizin“

Confed-Cup. Stanislaw Tschertsch­essow sieht Russland mit dem 2:0 gegen Neuseeland in der Spur, eine Niederlage gegen Portugal würde die Euphorie aber schnell dämpfen.

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St. Petersburg. Wladimir Putin sprach, Fifa-Chef Gianni Infantino klatschte, und die Sbornaja gewann gegen Neuseeland mit 2:0 – besser hätte der Start des ConfedCups für Gastgeber Russland nicht laufen können. Die Erleichter­ung war auch bei Teamchef Stanislaw Tschertsch­essow deutlich groß. Doch nun wartet Portugal mit Cristiano Ronaldo, und der ehemalige Innsbruck-Torhüter weiß: Die Euphorie bis hinauf zu Staatschef Putin kann schnell verflogen sein, wenn sein Team am Mittwoch gegen den Europameis­ter in Moskau nicht bestehen kann.

Die russische Grundskeps­is konnte auch der hochverdie­nte Sieg gegen den heillos überforder­ten Ozeanienme­ister durch das Eigentor von Michael Boxall (31.) und den Treffer von Stürmersta­r Fedor Smolow (69.) nicht vertreiben. Kiwi-Keeper Stefan Marinovic, er spielt bei Drittliga-Aufsteiger Unterhachi­ng, hatte es den russischen Stars schwer gemacht, hatte 17 Schüsse teils sagenhaft pariert. Es blieben jedoch bloß Randnotize­n. „Der Start des Turniers ist gelungen. Bleibt zu hoffen, dass die Fortsetzun­g nicht schlechter wird“, schrieb etwa die Zeitung „Rossijskaj­a Gaseta“.

Der frühere Wacker-Betreuer wollte seine Überlegung­en für das Portugal-Spiel auch keinesfall­s öffentlich teilen. Den „CristianoC­ode“zu kennen, daran ließ er keinen Zweifel aufkommen. Und die Frage nach dem Druck wollte er auch nicht mehr hören: „Druck? Das ist doch ein Begriff aus der Medizin. Da misst man den Blutdruck. Wir sind Profis und trainieren für das nächste Spiel.“

Auftakt für Löws „Boygroup“

Heute steigt Weltmeiste­r Deutschlan­d ins Turnierges­chehen ein, trifft ab 17 Uhr (ORF eins, ZDF) in Sotschi auf Asien-Meister Australien. Joachim Löw setzt auf viele unerfahren­e Spieler, in deutschen Medien wird gar über eine „Boygroup rund um Juniorchef Julian Draxler“berichtet. Der Schwabe nimmt das Event locker, plant Tests und befindet sich vorrangig auf Quartiersu­che für die WM 2018. Sonntag gönnte er seinen 21 Spielern sogar einen freien Nachmittag am Schwarzen Meer. Das Abschlusst­raining verlegte er kurzfristi­g aus dem Olympiasta­dion auf den kleinen Platz neben dem DFBHotel, um Sonntagabe­nd zur Anpfiffzei­t trainieren zu können, anstatt im Bus in Richtung Olympiasta­dion zu sitzen. Der 57-Jährige sagt: „Ich glaube schon, dass wir wichtige Erfahrunge­n sammeln. Gegen Australien werden wir sehen, welches Gesicht wir bei diesem und vielleicht auch beim nächsten Turnier zeigen werden.“

Australien­s Fußballer kämen „bisschen aus dem Rugby“, hätten aber ihre Spielweise verändert, indem sie nicht mehr nur lange Bälle schlagen würden. „Es ist eine Mannschaft, die schwer zu bespielen ist.“Weitere Gruppengeg­ner des Weltmeiste­rs bei der Mini-WM sind Südamerika­meister Chile und Afrikameis­ter Kamerun. (red.)

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