Wie meinte noch Tamino? „Weisheitslehre sei mein Sieg!“
Rainer Bischof wird morgen 70. Komponist ist er. Und ein Philosoph, von dem man staunend lernen kann: Disziplin ist eine wienerische Tugend. Zum Geburtstag gibt es das „Humanistische Manifest“.
Während seines Studiums war er in einer Spedition tätig. Und bei einem Reisebüro. Diese Erfahrungen kamen ihm auch in jenem Metier zugute, in dem er später hauptamtlich agierte: Rainer Bischof, der Komponist, war lange Zeit auch Generalsekretär der Wiener Symphoniker. Und was es heißt, eine mehr als hundertköpfige Musiker-Gemeinschaft zu managen, die unzählige Auftritte mit ständig wechselndem Repertoire absolviert und außerdem in aller Welt gastiert, kann sich jemand, der sich im Quintenzirkel gut auskennt, aber von der Realität jenseits von „Freude, schöner Götterfunken“noch wenig Notiz genommen hat, gar nicht vorstellen.
Bischof konnte. Er vereinbart ja überhaupt die unvereinbarsten Unvereinbarkeiten. Nicht umsonst staunen Musikfreunde immer wieder, wenn sie Musik aus seiner Feder hören: Es ist, lernt man da jedesmal, möglich, als bekennender Zwölftöner leidenschaftliche, höchst ausdrucksstarke Musik zu schreiben!
Gegen Vorurteile stemmt sich Rainer Bischof seit Jahr und Tag auch als Philosoph; mindestens so wichtig wie seine Musik ist ihm sein Denken – dieser Tage kommt ein neues Buch in den Handel, in dem er den Versuch unternimmt, ein „Humanistisches Manifest“zu formulieren.
Seit seiner Promotion an der philosophischen Fakultät der Wiener Universität hat Bischof ja die Weisheitsliebe mit der gleichen Leidenschaft gepflegt wie die Tonkunst. Er versucht stets, nicht nur Kunst, Literatur und Musik von einer höheren geistigen Warte aus zu betrachten, sondern auch seine anderen Leidenschaften. Die sind vielfältig und reichen vom kulinarischen Genuss bis zum Stierkampf. Letzterem hat er schon vor Jahren ein eigenes Buch gewidmet. Ersteren teilt er als fabelhafter Koch mit seinen Freunden und Bekannten, denen er schon einmal mit Liebe zubereitete Schmankerln kredenzt, die er selber gar nicht mag; Fischgerichte zum Beispiel.
Aber auch die Großherzigkeit gehört zu Rainer Bischofs Tugenden; über die Ränder seiner ehrlichen eigenen Erfahrung hinaus greift er aber sonst – nehmen wir einmal die Fische aus – nie. Was er als Musiker und Literat herausbringt, hat allen denkbaren Überprüfungen im stillen Arbeitskämmerlein der Selbstkritik standgehalten. Darauf kann man sich bei ihm verlassen.
Rainer Bischof straft auch da wieder alle Vorurteile Lügen: Einer, den man so charakterisiert, kann doch kein echter Wiener sein. Und er ist es doch – in jeder Faser! Wer’s nicht glaubt, überprüft es am besten selbst: Am 29. Juni steht er anlässlich der Buchpräsentation bei „Orlando“(Ecke Berggasse/Liechtensteinstraße) Rede und Antwort.