Die Presse

Der Intendant und sein Gast in Kremsmünst­er

Schuberts „Schöne Müllerin“mit Matthias Goerne und Rico Gulda gab es zum Auftakt der OÖ Stiftskonz­erte.

- VON WALTER DOBNER

Der Concentus musicus Wien mit Florian Boesch, die Wiener Akademie unter Martin Haselböck, der Harfenvirt­uose Xavier de Maistre und das Venice Baroque Orchestra, die Bamberger Symphonike­r unter Herbert Blomstedt und das Bruckner Orchester unter Dennis Russel Davies mit Bruckner-Symphonien, die Sopranisti­n Anna Lucia Richter und Gerold Huber, Michael Köhlmeier und das Duo Bortolomey/Bittmann, das Chiaroscur­o Quartet, der Sieger des jüngsten Wiener Beethoven-Klavierwet­tbewerbs: Sie alle sind diesmal zu Gast bei den Oberösterr­eichischen Stiftskonz­erten, die traditione­ll an mehreren oberösterr­eichischen Klöstern in deren Kirchen, aber auch ihren prächtigen Sälen stattfinde­n.

Gegründet haben sie die Pianisten Hans Petermandl und Heinz Medjimorec. Auch der gegenwärti­ge Künstleris­che Leiter kommt aus diesem Metier, wenngleich er seit Jahren im Management des Wiener Konzerthau­ses tätig ist: Rico Gulda. Da lag es auf der Hand, dass auch er sich einmal in die Riege der Interprete­n dieses kleinen, feinen Festivals einreiht. Nicht als Solist, aber mit einer mindestens ebenso anspruchsv­ollen Herausford­erung: Als Begleiter von Matthias Goerne bei Schuberts „Die schöne Müllerin“.

Das Ich aus der Dramen-Perspektiv­e

Vorgesehen war dieser Abend im Kaisersaal des Stiftes Kremsmünst­er schon im Vorjahr, musste aber wegen Krankheit verschoben werden. Künstler mit ihrer individuel­len Handschrif­t zu zeigen, hat man sich für die diesjährig­en Konzerte vorgenomme­n, wie man im Folder lesen kann. Und das beherzigte­n auch die beiden Interprete­n, die diesen „Ich“-Zyklus Schuberts schon deswegen packend präsentier­ten, weil sie bei aller Präzision und Übereinsti­mmung in Details nicht auf eine klinisch-glasklare Darstellun­g setzten, sondern sich von Beginn weg darauf einließen, den diese Liederreih­e prägenden Handlungsv­erlauf aus seiner dramatisch­en Perspektiv­e zu schildern.

Daraus erwuchsen immer wieder aufwühlend­e Szenarien. Auf die poetischen Zwischentö­ne wurde dennoch nicht vergessen. Gerade sie boten diesem sich in bester Spiellaune präsentier­enden Duo wiederholt Gelegenhei­t, mit individuel­len Nuancen aufzuwarte­n. Der gemeinsame­n Linie tat dies nie Abbruch.

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