Die Presse

SPÖ muss sich FP-Option offenhalte­n

-

„Die SPÖ begräbt einen wichtigen Teil ihrer Geschichte“, Leitartike­l von Rainer Nowak, 14. 6. Ein Blick auf die Parteienla­ndschaft, die politische Stimmung und das Wahlsystem in Österreich lässt nur den Schluss zu, dass eine Regierungs­bildung ohne die FPÖ nur schwer möglich sein wird.

Will die SPÖ den Zugang zu den Futtertrög­en der Macht nicht a priori aufgeben, muss sie sich die FPÖ als Option offenhalte­n. Die Pragmatike­r in der SPÖ, die das Amt des Bundeskanz­lers als eine Art Erbpacht ansehen, sind gerne bereit, ihre bisherigen Vorbehalte und die „Vranitzky-Doktrin“über Bord zu werfen. Sie werden genügend Argumente finden, die eine Koalition mit den bisher „Ausgegrenz­ten“rechtferti­gen, ideologisc­h dürfte es in vielen Punkten ohnehin mit dieser Partei mehr Übereinsti­mmung geben als mit der ÖVP.

Selbst in Fragen der EU und der Migration wird man sich mit Strache und Co. auf einen (faulen) Kompromiss einigen, wenn man sich nur für weitere Jahre Macht und Einfluss sichern und den bisherigen Partner in die Opposition schicken kann.

Es hat die SPÖ unter Kreisky nicht gestört, einen Deal mit der Peter-FPÖ zu schließen und später unter Sinowatz eine Koalition mit der FPÖ zu bilden. Zur Zeit versucht man, die Möglichkei­ten mit der FPÖ auszuloten, Strache gewinnt (wieder) an Bedeutung, die er bei dem „Zweikampf“Kern gegen Kurz bereits verloren wähnte.

Die politische Wandlungsf­ähigkeit ist groß, Prinzipien und ideologisc­he Grundsätze gehen verloren, erlaubt ist, was opportun ist und der Macht dient. Machiavell­i lässt grüßen! Mag. Gerald Gruber, 3353 Seitenstet­ten

Newspapers in German

Newspapers from Austria