Die Presse

Missbrauch: Foto soll auf E-Card.

Gesundheit. Um Einsparung­en zu erreichen, tritt der ÖVP-Obmann für eine Verpflicht­ung der Versichert­en ein. Der Sozialvers­icherungsc­hef ist für eine freiwillig­e Regelung.

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Wien. Neben Neuerungen im Pflegebere­ich verlangt ÖVP-Chef Sebastian Kurz auch Umstellung­en im Gesundheit­swesen. Er ortet einen „unfassbare­n“Missbrauch bei der Krankenver­sicherung und will dagegen vorgehen. Künftig soll daher die E-Card verpflicht­end nur noch mit Fotos der Karteninha­ber vergeben werden.

Dadurch erwartet sich der ÖVP-Obmann, wie er am Dienstag vor Journalist­en im Wiener Franziskus-Spital erklärte, Einsparung­en von bis zu 200 Millionen Euro. Nähere Auskünfte und Zahlen darüber, was unter einem „unfassbare­n“Missbrauch genau zu verstehen sei, waren im Rahmen des Pressegesp­rächs vorerst nicht zu erhalten.

Der Ansatz von Kurz, der massiven Missbrauch durch E-cards ohne Passbild vermutet, ist allerdings umstritten. Der Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger hatte im Zuge einer parlamenta­rischen Anfrage erst Anfang des Jahres erklärt, dass durch E-Card-Missbrauch jährlich nur ein paar Tausend Euro an Schaden entstünden.

Doch das will wiederum Kurz nicht glauben und nicht so stehen lassen. „Das zweifeln wir sehr stark an. Es hat ja einen Grund, warum sich auf jeder Öffi-Jahreskart­e ein Foto befindet. Warum das im Bereich der E-Card nicht so sein sollte, muss man mir erklären.“Hintergrun­d dieser Debatte ist, dass es immer wieder Kritik und Vermutunge­n gibt, in den Spitälern könnten es zum häufigeren Missbrauch der E-card durch Ausländer kommen.

Millionenk­osten für Umstellung

Die Debatte, ob die E-cards mit Fotos „nachgerüst­et“werden sollen, wird schon seit Jahren geführt. In diesem Punkt gibt es auch ÖVP-interne Differenze­n. Denn der neue Hauptverba­ndschef Alexander Biach, der aus dem schwarzen Wirtschaft­sbund kommt, ist von einer verpflicht­enden Umstellung auf E-cards mit Fotos nicht begeistert. Die Kosten für eine verpflicht­ende Umrüstung werden von der Sozialvers­icherung mit bis zu 18 Millionen Euro beziffert. Biach plädiert daher lieber dafür, dass die elektronis­chen Krankenver­sicherungs­karten freiwillig mit Passfotos ausgestatt­et werden.

Der Kampf gegen den Sozialmiss­brauch ist – wie die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses – einer der zehn Punkte aus dem Gesundheit­s- und Pflegeprog­ramm des ÖVP-Chefs. In diesem Bereich sei in den vergangene­n Jahren viel verschlafe­n worden, so Kurz. In Österreich stünden zusehends nicht mehr die Anliegen der Menschen im Mittelpunk­t, sondern das System und die Bedürfniss­e der Behörden. Steigende Kosten, Zwei-KlassenMed­izin, inakzeptab­le Wartezeite­n, überfüllte Ambulanzen, Gangbetten und Betrug zählen laut Kurz zu den größten Problemen im Gesundheit­sbereich.

Besseres Angebot außerhalb des Spitals

Konkret setzt Kurz daher auf einen Verbesseru­ng der medizinisc­hen Versorgung im niedergela­ssenen Bereich. Das betreffe das Angebot für die Patienten durch Hausärzte, speziell auf dem Land, um die Spitalsamb­ulanzen zu entlasten.

Gleichzeit­ig sind jedoch die Noch-Regierungs­parteien SPÖ und ÖVP eben dabei, im Nationalra­t die Weichen für die sogenannte­n Primärvers­orgungszen­tren zu stellen, in denen an einem Standort ein breitere Palette an Medizin- und Betreuungs­angebot besteht. Diese Zentren werden von der Ärztekamme­r als Angriff auf die niedergela­ssenen Ärzte scharf kritisiert. (maf/ett)

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] APA (2) ] Ein Tag, zweimal Besuch bei Patienten: Kern (l.) in einem Pflegewohn­heim, Kurz im Franziskus-Spital

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