Die Presse

Schelling zwischen Wirtschaft, ÖVP und Budget

Ein Hotel stört die Wellness des Finanzmini­sters: Zwei Anträge an den ÖVP-Klub zu Kostenrück­erstattung.

- VON KARL ETTINGER E-Mails an: karl.ettinger@diepresse.com

Finanzmini­ster Schelling steht vor einer kniffligen Finanzfrag­e.

Zum Kehrhaus im Hohen Haus kommen die Abgeordnet­en und Mitarbeite­r von Klubs und Ministerie­n gehörig ins Schwitzen. Mittendrin und selbst in der ÖVP irgendwie zwischen den Stühlen sitzt der schwarze Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling.

Es geht um die Rückerstat­tung von Energiekos­ten an die Hotellerie. Damit in Summe für die Jahre seit 2011 um bis zu 500 Millionen Euro, also mindestens die doppelte Summe, die der Wegfall des Pflegeregr­ess kosten würde. Schelling steht vor zwei Alternativ­en: Entweder er macht entgegen seinen Sparbemühu­ngen eine neue Budgetlück­e auf. Oder er vergrault den ÖVP-Wirtschaft­sbund, aus dem er kommt, und dessen Präsidente­n Christoph Leitl und die Hoteliers. Der Wirtschaft­sflügel, Tourismusb­e- triebe und Gastronome­n waren über Schelling ohnehin bei der Einführung der Registrier­kassenpfli­cht erzürnt.

Schuld an seiner Bredouille ist ein Wellnessho­tel. Dieses hat im August 2011 mit einer Beschwerde vom Bundesfina­nzgericht Linz wegen einer Maßnahme des Budgetbegl­eitgesetze­s 2011 Recht erhalten. Demnach sei der Ausschluss von der Rückvergüt­ung von Energiekos­ten nicht EUkonform. Nun geht es darum, ob das Energieabg­abenvergüt­ungsgesetz wegen einer drohenden Aufhebung durch den Verwaltung­sgerichtsh­of so repariert wird, dass Tourismusb­etriebe Kosten zurückerha­lten oder nicht.

Schelling muss das auch erst mit dem ÖVP-Parlaments­klub ausfechten. Er ließ, das erfuhr die „Presse“aus seinem Ressort, zu Wochenbegi­nn vor dem Parlaments­finale Gesetzesan­träge mit beiden Varianten übermittel­n. ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka hat darüber im Vorfeld des MittwochSi­tzungstage­s mit Wirtschaft­sbund- Generalsek­retär Peter Haubner gesprochen. Eine Entscheidu­ng blieb offen. In den Reihen der ÖVP heißt es, das gehe schon länger hin und her.

Es dürfte weitergehe­n. Denn der Verwaltung­sgerichtsh­of wird, wie der „Presse“erklärt wurde, nun Anfang September klären, ob er überhaupt ein Urteil fällt oder die heikle Causa für eine Vorabentsc­heidung an den Europäisch­en Gerichtsho­f weiterreic­ht. In der ÖVP geht man offenbar von letzterem und damit von mehr Zeit für eine Gesetzesre­paratur aus. Sonst fiele diese in die Übergangsp­hase, bis eine neue Regierung nach dem 15. Oktober im Amt ist.

Schelling ist am Dienstag auch sein zweiter Pressespre­cher Johannes Frischmann abhanden gekommen, der zu ÖVP-Obmann Sebastian Kurz wechselt. Nachfolger­in wird ab 10. Juli Felicitas Herberstei­n, die aus der Kommunikat­ionsbranch­e kommt.

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