Wie man eine Partei zerstört
Team Stronach. Die Bewegung des Austro-Kanadiers ist am Ende. Ihre Geschichte stellt ein Lehrbeispiel dafür dar, wie man eine an sich erfolgsträchtige Partei selbst vernichtet.
Wien. Ein bekannter und erfolgreicher Unternehmer, der der Bürokratie und dem verkrusteten politischen System den Kampf ansagt. Und der das nötige Kleingeld hat, um seine Ideen durchzusetzen. Eigentlich hätte Frank Stronach eine gute Ausgangsposition gehabt, um eine erfolgreiche Partei ins Leben zu rufen. Doch seit dieser Woche ist klar: Die Partei wird sich auflösen. Doch woran ist das Team Stronach gescheitert? Im Grunde liest sich die Geschichte der Bewegung wie eine Anleitung dafür, wie man eine Partei zerstört. Und zwar nach folgenden Regeln:
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Das Team Stronach bestand ab 2012 aus Mandataren, die von anderen Parteien, bevorzugt vom kriselnden BZÖ, abgeworben wurden. Damit ging ein furchtbarer Verdacht einher: Leute, die rasch die Partei wechseln, um ihr Mandat auch nach der Wahl zu behalten, sind vielleicht eher auf den eigenen Vorteil fokussiert, als dass sie sich ganz mit der neuen Bewegung identifizieren.
Bei der Nationalratswahl 2013 trat das Team erstmals selbst an. Doch auf der Liste fanden sich neben abgeworbenen Mandataren vor allem ideologisch eher wild zusammengewürfelte Quereinsteiger: Die Bandbreite zog sich von der früheren Miss World Ulla Weigerstorfer bis zum rechtskonservativen Arzt Marcus Franz, dessen provokante Tweets („Ob der Popsch hält, was der Blick verspricht. Das erfahren zu wollen wird nun bestraft“) für Aufregung sorgen sollten.
Die Prominenteste der Quereinsteiger, die frühere ORF-Generaldirektorin Monika Lindner, zog sich schon vor der Wahl aus dem Team Stronach zurück. Vorangegangen war eine Aussage von Team-Stronach-Klub- chef Robert Lugar, wonach Lindner als Speerspitze der Partei gegen „das System ORF, Raiffeisen und Pröll“eingesetzt werden sollte. Das wollte die einst im ÖVP-Umfeld sozialisierte Lindner so aber nicht.
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Berater hatten Frank Stronach gesagt, dass er selbst als Spitzenkandidat antreten solle. Ein an sich guter Rat, denn ein Team Stronach ohne Stronach ist den Wählern viel schwerer vermittelbar. Lust auf die Mühen der Alltagspolitik hatte der Mäzen dann aber nicht: Schon nach ein paar Monaten im Nationalrat legte er sein Mandat wieder zurück.
Gleichzeitig griff der laut Parteistatut mächtige Stronach immer wieder personell ein. Die Namen der Klubobleute wechselten rasch. Der Parteichef gab einerseits im Alltag nicht die Richtung vor, ließ der Partei aber andererseits zu wenig Luft, als dass sie sich hätte profilieren können. Ein Teufelskreis. Als Stronach im Vorjahr bekanntgab, der Partei seinen Namen zu entziehen, hätte die Fraktion noch eine letzte Chance bekommen, durchzustarten. Aber auch das schaffte sie nicht. Die Partei entschied daher am Dienstag, nicht mehr bei Wahlen anzutreten.
Dass Konstellationen mit einem fernen, aber mächtigen Parteichef nicht gut funktionieren, hatte schon Jörg Haider („Ich bin schon weg“) im Umgang mit der FPÖ bewiesen. Diesfalls hatte sich Haider zwar offiziell als Parteichef zurückgezogen, aber von Kärnten aus die Regierungsarbeit der eigenen Parteifreunde bemängelt. Die Folge war die berühmte Versammlung in Knittelfeld, der Fall der FPÖ von 27 auf zehn Prozent bei der Nationalratswahl 2002 und schließlich die Abspaltung Haiders durch Gründung des BZÖ.
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