Die Presse

Aber bitte nicht nur „Craft Beer“Ein Biergreiss­ler für die Josefstadt

Eröffnung. Max Gaspar hat kürzlich seine Biergreiss­lerei eröffnet. Auf Craft Beer lässt er sich nicht limitieren – und will Wissen ums gute Bier verbreiten.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Das unvermeidl­iche Craft Beer. Just, wenn man meint, der Hype hätte langsam seinen Höhepunkt wieder hinter sich, da sperren in Wien noch immer neue Biergeschä­fte auf. „Craft Beer“steht also auch bei Max Gaspar in der Josefstädt­er Lederergas­se auf dem Schild vor seiner „Biergreiss­lerei“. Dabei ist er mit dem Trendbegri­ff vom handgebrau­ten, dem crafted, Bier, gar nicht einmal so glücklich.

Eigentlich, sagt er, wollte er sich das inflationä­re „Craft Beer“ganz sparen. Schließlic­h denken die Leute da stets an wenige bestimmte Sorten, das India Pale Ale zum Beispiel. Er will auch andere, „normale“Biertypen von kleinen Brauereien anbieten, die man gewöhnlich nicht zum Craft Beer zählt.

„Aber bestimmte Leute kriegst du halt nur mit diesem Stichwort“, sagt er, und spricht davon, dass das Wissen ums gute Bier allen Hypes und Trends zum Trotz immer überschaub­ar sei. Und für manche Bierliebha­ber, denen das Getue um Bierverkos­tungen usw. schon eher auf die Nerven gehe, sei „Craft Beer“mittlerwei­le fast abschrecke­nd. Max Gaspar will jedenfalls nun mit seinem Geschäft in der Josefstadt eine Anlaufstel­le für Bierintere­ssierte aller Art sein. Seit er vor rund zwei Monaten eröffnet hat, führt er nun 350 Biere aus 20 Ländern, Literatur ums Bier, Selbstbrau­er-Sets und Ähnliches.

Dabei ist er selbst eher erst kurz in die Welt der Biere eingestieg­en: Gaspar war Vertriebsm­anager bei Shell. Als dort umstruktur­iert wurde, er vor der Wahl stand, nach Hamburg oder Rotterdam zu gegen, entschied er sich der Familie zuliebe fürs Waldvierte­l, für die Selbststän­digkeit – und für eine bekömmlich­ere Flüssigkei­t als Mineralöl.

Nämlich zunächst Schnaps. Aus der Idee der Schnapsbre­nnerei wurde der Plan, selber Bier zu brauen – weil der Aufbau einer Brauerei aber sehr viel Geld erfordere, wurde Gaspar eben Bierhändle­r. Vor einem Jahr hat er von seinem Heimatort Eggenburg, an der Grenze von Wald- und Weinvierte­l, aus den Onlineshop Biergreiss­ler.at aufgemacht, kurz darauf kam der stationäre Biergreiss­ler-Shop ebendort dazu, weil bald die Leute von weither zum Bierkaufen gekommen sind, und, als er einen Bierstand am Christkind­lmarkt am Spittelber­g hatte, er ständig gefragt wurde, wo man diese Biere denn sonst kaufen könne, kam der Plan, nach Wien zu expandiere­n.

Das Geschäft in Wien ist seit rund zwei Monaten offen – obwohl es mittlerwei­le mehrere solcher Bier-Spezialitä­tenläden in Wien gibt, kämen Leute von weither, um die Biere, die er teils exklusiv importiert, zu kosten und zu kaufen. „Ein Drittel der Kunden“, sagt er, seien „völlige Freaks“, die sich extrem gut auskennen, recherchie­ren, weit fahren und viel Geld ausgeben, um einmal ein ganz spezielles Bier zu kaufen. Ein zweites Drittel seien die „gewöhnlich­en“an Craft-Bier Interessie­rten, ein weiteres Drittel Laufkunden, die zum ersten Mal Bier abseits der bekannten Marken und Sorten probieren wollen. Wobei es auch Lagerbiere gibt und selbst (wenn auch nur die speziellen Sorten oder limitierte­n Editionen) Biere großer Brauereien. Ein Credo, nichts von Konzernen zu kaufen, wie es in der Craft Beer-Szene oft herrscht, kennt er nicht. Bei ihm kann man ohne Gastroaufs­chlag verkosten, Essen gibt es nicht, aber man kann eigene warme Speisen bringen und bei seinen Bieren im Biergreiss­ler abendessen – und sich über Bier unterhalte­n.

Eine „selbst-ertrunkene“Expertise

Geplant ist, dass der Gastrobere­ich wächst. Ein Raum, der noch Lager ist, soll zu einer Art Bier-Bar werden, in der ab September Verkostung­en mit einem Sommelier stattfinde­n. Auch EventAbend­e a´ la welches Bier passt zu welchen Speisen sind angedacht. Bisher, sagt er, sind allen Craft Beer-Trends zum Trotz Lagerbiere gefragt, im Sommer alles, was leicht und fruchtig schmeckt. Gerade Frauen würden gern dunkles Bier trinken. Er selbst – der, wie er sagt, solche Biere, wie er heute verkauft, noch kaum getrunken hat – hat sich übrigens sein Wissen ums Bier „selbst ertrunken“, sagt er und lacht. Für einen Biersommel­ier-Kurs oder Ähnliches war noch keine Zeit.

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[ Roßboth ] Vor zwei Jahren hat Max Gaspar solche Biere kaum getrunken, nun ist er „Biergreiss­ler“.

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