Die Presse

Wie man die Energiewen­de zu Tode fördert

Die Ökostromfö­rderung behindert den Abschied von fossiler Energie.

- Josef.urschitz@diepresse.com

I n Deutschlan­d haben sich jetzt die Ministerpr­äsidenten zweier Bundesländ­er und eine Reihe von Ökonomen dafür ausgesproc­hen, das EEG (Erneuerbar­e-Energien-Gesetz) sofort abzuschaff­en. Kern dieses Gesetzes ist die langfristi­ge verpflicht­ende Abnahme von Ökostrom aus geförderte­n Anlagen zu fixen (und, wie sich zeigt, völlig überhöhten) Tarifen. Die Endkonsume­nten bezahlen das über eine Ökostromzu­lage.

Das hat in Deutschlan­d zu einem beispiello­sen Ökostrombo­om geführt. Deutschlan­d hat (um den Preis instabiler­er Netze) nun den höchsten Ökostroman­teil der Welt. Und, dank der immer irrwitzige­ren Ökostromau­fschläge, die höchsten Strompreis­e Europas.

Und das gefährdet jetzt, sagen Ökonomen, die „Dekarbonis­ierung der Volkswirts­chaft“, zu der sich Deutschlan­d im Pariser Weltklimaa­bkommen verpflicht­et hat. Die basiert nämlich in hohem Maße auf dem Einsatz von Ökostrom im Straßenver­kehr und in der Wärmeprodu­ktion. Und für beides ist Strom durch dieses intelligen­zbefreite Fördersyst­em schlicht zu teuer geworden.

Konkret: Ein durchschni­ttliches E-Auto verbraucht im Echtbetrie­b übers Jahr gerechnet 15 bis 30 KWh auf 100 Kilometer. Bei deutschen Strompreis­en von 30 Cent und mehr pro KWh entspricht das von den reinen Stromkoste­n her dem Gegenwert von vier bis acht Litern Diesel. Womit der letzte wirtschaft­liche Anreiz für den Umstieg auf E-Mobilität, die niedrigen Treibstoff­kosten, dahin ist. Man sieht das sehr schön an den jämmerlich­en Verkaufsza­hlen für E-Autos in Deutschlan­d. W ir haben es hier also mit einem Fall von besonders kontraprod­uktiver Förderung zu tun. Und mit einer besonders unsozialen: „Die Friseurin wird dadurch unverhältn­ismäßig stärker belastet als der gut verdienend­e Fondsmanag­er, der sein Geld in Windparks investiert“, zitiert „Die Welt“dazu den brandenbur­gischen Energiemin­ister.

In Österreich haben wir übrigens dasselbe System. Nur die Auswüchse sind (noch) nicht so krass. Zeit, einmal darüber nachzudenk­en, ob das so Sinn ergibt. Oder ob sich die Energiewen­de nicht auch ein wenig intelligen­ter fördern lässt.

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