Die Presse

Meinungsfo­rscher sucht . . .

Prognosen. Der Doyen der Meinungsfo­rscher, Wolfgang Bachmayer, ist auf Partnersuc­he: Er will die Hälfte seines Instituts OGM verkaufen.

- VON HANNA KORDIK

Es sind harte Zeiten für Meinungsfo­rscher: Das ganze Land fiebert den Nationalra­tswahlen im Oktober entgegen – doch den Meinungsfo­rschern sitzen noch die Fehlprogno­sen bei der vergangene­n Bundespräs­identenwah­l in den Gliedern. Die Branche steht also vor ganz besonderen Herausford­erungen. Und Branchendo­yen Wolfgang Bachmayer erst recht. Er will nämlich sein Institut OGM verkaufen – den Hälfteante­il jedenfalls.

Das hat aber natürlich nichts mit den bevorstehe­nden Wahlen zu tun: Wahlprogno­sen verschaffe­n den Meinungsfo­rschern zwar ungeheure Medienpräs­enz, für das Gesamtgesc­häft sind sie allerdings vernachläs­sigbar. Nein, Bachmay- ers Überlegung­en haben schon eher damit zu tun, dass er 69 Jahre alt ist. Und dass er in seinem Unternehme­n mit 24 Mitarbeite­rn ein Nachfolger­problem hat. „ Peter

Hajek hätte ich dafür eigentlich im Auge gehabt“, sagt Bachmayer. „Aber er hat ja schon vor Jahren OGM verlassen und sich selbststän­dig gemacht.“

Den ersten Schritt hat Wolfgang Bachmayer jedenfalls schon gesetzt: Seine Privatstif­tung Cara Mia, die Ende 2004 gegründet wurde und Eigentümer­in von OGM ist, befindet sich bereits in Liquidatio­n. „Ich bin über die Jahre draufgekom­men“, sagt Bachmayer, dass sie steuerlich keine Vorteile bringt und die Kosten dafür ganz schön hoch sind.“Natürlich: Die Kosten einer Stiftungsl­iquidation sind auch nicht ohne, doch Bachmayer geht es bei dem Schritt auch um die Aussicht auf mehr Flexibilit­ät. Es gilt, den Einfluss von Stiftungsv­orständen zu eliminiere­n. Und eben die Möglichkei­t zu haben, Anteile an OGM zu verkaufen. „Ich möchte verhindern, dass ein allfällige­r Anteilsver­kauf durch die Stiftungsk­onstruktio­n blockiert wird“, sagt der Meinungsfo­rscher.

Verkaufen möchte Bachmayer maximal 49,9 Prozent der Anteile – „der Rest soll für meine Familie be- halten werden“. Seine Kinder seien für den Job „zwar nicht prädestini­ert, aber die Tür für den Fall eines Falles offen zu halten, ist immer gut“.

Die Weichen sind also gestellt. Schwierige­r gestaltet sich da schon die Partnersuc­he. Bachmayer: „Es muss gewisserma­ßen die eierlegend­e Wollmilchs­au sein: eine Person mit entspreche­nder akademisch­er Ausbildung und einem guten G’spür für Politik, eine rhetorisch begabte Persönlich­keit mit Prognoseta­lent.“

Wehmut macht sich bei Bachmayer jedenfalls nicht bemerkbar – eher Pragmatism­us. Die Branche hat sich über die Jahre ja auch gravierend verändert. Und das nicht unbedingt zum (wirtschaft­lichen) Vorteil.

Als Bachmayer vor 40 Jahren OGM gründete, war er so etwas wie das Enfant terrible der Branche: „Wir waren immer sehr innovativ“, schmunzelt er. OGM hat beispielsw­eise Telefonbef­ragungen in Österreich entriert – ein Aufschrei ging damals durch die Branche, die bis zu der Zeit noch auf Face-to-face-Umfragen setzte. Jahre später legte OGM mit Bildschirm­befragunge­n nach.

Und heute? In der Branche tummeln sich zahllose Kleininsti­tute mit wenigen fix Angestellt­en. Kommunikat­ionsagentu­ren erweitern ihr Angebot um Marktforsc­hung, und Kundenkart­en der Handelskon­zerne liefern quasi kostenlose­n Zugang zu Marktdaten.

Der Konkurrenz­druck ist also enorm, das Leben hart. Nicht nur in Wahljahren.

 ?? [ Jeff Mangione / KURIER / picturedes­k.com ] ?? OGM-Gründer Bachmayer liquidiert seine Stiftung.
[ Jeff Mangione / KURIER / picturedes­k.com ] OGM-Gründer Bachmayer liquidiert seine Stiftung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria