UNO und EU wie „Maden im Speck“
Im Siemens-Prozess werden Zeugen befragt.
Wien. Ein sehr ernüchterndes Bild der Rolle von EU und UNO beim Wiederaufbau des zerstörten Ex-Jugoslawien zeichnete am Mittwoch ein Zeuge im Schmiergeldprozess um angeblich illegale Zahlungen von Siemens Österreich an Lobbyisten im ehemaligen Jugoslawien. So sei einer der fähigsten Manager am Balkan von den internationalen Organisationen „abgesägt“worden, dafür herrschte im Gegenzug allgemeines Chaos. „Man konnte sich auf niemanden verlassen, weder auf die UNO noch die EU. Die Leute saßen wie die Maden im Speck mit 30.000 Dollar im Monat herum, während die Menschen dort mit 300 Dollar auskommen mussten“, sagte der Zeuge, der als hochrangiger Siemens-Techniker am Balkan aktiv war.
Der Prozess wird in den nächsten Tagen fortgesetzt. Geladen sind Zeugen zu den Rechnungslegungen an örtliche Berater am Balkan, die die Staatsanwaltschaft als Schmiergeldzahlungen erachtet. Im Laufe des Verfahrens zu der Causa, die bereits zwölf Jahre zurück liegt, wurde von den Zeugen zwischen den Zeilen immer wieder betont, dass es zur Pflege der Geschäftsbeziehungen dazu gehörte, gut vernetzte Berater vor Ort zu haben.
Vorwürfe zurückgewiesen
Den zwei Beschuldigten – ein ehemaliger Finanzverantwortlicher und ein ehemaliger Bereichsleiter von Siemens Österreich – wird Untreue in Höhe von über 17 Mio. Euro vorgeworfen, ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft. Die beiden erklären sich für nicht schuldig.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, Gelder aus dem Konzern mittels Scheinrechnungen hinausgeschleust zu haben, um die Summen dann als Schwarzgeld für Bestechungszahlungen verwendet zu haben. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass Verträge im Nachhinein zu konkreten Projekten zugeordnet worden wären, wird zurückgewiesen. (APA)