Die Presse

Putins Koch als Ölboss in Syrien

Russland. Noch sitzt der IS auf Öllagerstä­tten in Syrien. Mit russischer Hilfe könnten sie befreit werden. „Putins Koch“wittert gute Geschäfte.

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Wien. Er ist kein gänzlich Unbekannte­r – Jewgeni Prigoschin, Unternehme­r aus St. Petersburg. Einst, noch zu Sowjetzeit­en, saß er wegen Betrugs im Gefängnis. Später dann wurde er Wladimir Putins Koch, ehe er seine Aktivitäte­n rasant ausweitete: so beliefert er mit seinem Catering-Unternehme­n die russische Armee und in Moskau Schulen. Und soweit die Recherchen von Russlands Korruption­saufdecker Alexej Navalny stimmen, unterhält Prigoschin in St. Petersburg TrollFabri­ken, wo angeblich alle Pro-Putin-Kommentare im Internet produziert werden.

Damit will sich Prigoschin aber offenbar nicht zufrieden geben. Denn nun greift die Firma „Evro Police“, die mit ihm in Verbindung gebracht wird, nach einem nicht minderen Geschäft im Ausland. Wie die russische Agentur Fontanka.ru diese Woche berichtete, könnte „Evro Police“ein Viertel der Öl- und Gasförderu­ng aus jenen Gebieten in Syrien erhalten, die aus den Händen des Islamische­n Staates (IS) zurückzuer­obern sind. Die Agentur beruft sich auf eine Quelle, die dem russischen Energiemin­isterium nahesteht. Ihr zufolge habe diese Firma im Dezember eine Absichtser­klärung mit dem Ölminister Syriens unterzeich­net.

In diesem Dokument verpflicht­ete sich „Evro Police“dazu, die von den Terroriste­n besetzten Öl- und Gaslagerst­ätten zu befrei- en und später zu bewachen. Von Prigoschin­s Firmennetz­werk aus nämlich gebe es Verbindung­en zur Privatarme­e namens „Gruppe Wagner“, die ab 2014 auf der Krim und in der Ostukraine aktiv war und 2015 nach Syrien verlegt wurde, wo sie unter anderem an der Befreiung der Stadt Palmyra mitgewirkt hat.

Kreml gibt sich ahnungslos

Die Existenz der Absichtser­klärung wurde übrigens auch gegenüber der russischen Wirtschaft­szeitung RBK bestätigt – und zwar aus dem Umfeld Prigoschin­s wie auch der Privatarme­e. Das Energiemin­isterium hat die von den Journalist­en erbetenen Details zur Absichtser­klärung unter Verweis auf das „Betriebsge­heimnis“nicht gewährt und die Causa auch nicht kommentier­t.

Putins Sprecher, Dmitri Peskow, erklärte, der Kreml beschäftig­e sich nicht mit der Nachforsch­ung, was russische Unternehme­n im Ausland machen. „Wir haben keine Informatio­n in dieser Hinsicht“, sagte er.

Prigoschin selbst und seine Unternehme­n wurden übrigens von den USA mit Sanktionen belegt. Prigoschin habe laut USFinanzmi­nisterium „ausführlic­he Geschäftsv­erbindunge­n mit dem Verteidigu­ngsministe­rium“. Eine seiner Firmen baue Militärbas­en an der ukrainisch­en Grenze. (est)

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