Die Presse

Angie im Hotelzimme­r

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N eidisch könnte man werden. Im Vergleich zu den bierernste­n Wahlkampfa­uftritten unserer heimischen Akteure bietet „Angie“Merkel immer wieder erfrischen­de und humorvolle Einblicke in ihren privaten Alltag. Dass sich die mächtigste Frau Europas schon seit Jahren bei Gesprächen mit der Frauenzeit­schrift „Brigitte“wohlfühlt, ist bekannt. Schon 2013 amüsierte sie mit der Antwort auf die Frage, ob sie ihren Ehemann Joachim Sauer um Rat frage: „Manchmal sagt er auch von selbst etwas. Die Tatsache, dass er etwas sagt, zeigt, dass es ein Problem gibt.“Tableau!

Die hat es offensicht­lich darauf angelegt, ihren übermächti­gen Protektor Helmut Kohl nicht nur physisch zu überleben, sondern auch seine Regierungs­ära zu übertrumpf­en. Und mit Einbekennt­nissen wie jene vor wenigen Tagen kann sie den Herausford­erer Martin Schulz leicht in die Tasche stecken: „In Brüssel, da habe ich immer das gleiche Hotelzimme­r, da kenne ich mich aus. Den Lichtschal­ter zu finden, ist sonst gar nicht so einfach, die Gardinen, die Wasserhähn­e bedienen. Und je älter man wird, umso sorgenvoll­er bin ich, ob ich die ganzen modernen Entwicklun­gen noch hinkriege.“Damit wird ihr wohlwollen­des Kopfnicken sicher eher gewiss sein als mit der überrasche­nden, ganz beiläufige­n Zustimmung zur Homo-Ehe in Deutschlan­d. (hws) Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

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