Die Presse

„Der IS wird im Irak bald besiegt sein“

Interview. Iraks Außenminis­ter Ibrahim al-Jaafari berichtet der „Presse“, dass die IS-Jihadisten in Mossul nach wie vor Zivilisten als Schuldschi­lde mussbrauch­en. Die Zeit des „Kalifats“sei aber vorüber.

- VON WIELAND SCHNEIDER Das gesamte Interview mit Außenminis­ter al-Jaafari lesen Sie in der Samstag-Ausgabe der „Presse“und auf www.diepresse.com

Wien/Mossul. Es ist ein wichtiger, symbolträc­htiger Sieg der irakischen Regierungs­truppen über die Jihadisten des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS). Nach einer mehr als achtmonati­gen Offensive nahmen irakische Einheiten am Donnerstag die Große Moschee von al-Nouri in der Altstadt der einstigen IS-Hochburg Mossul ein. Damit neigt sich die Zeit der Jihadisten im Irak dem Ende zu. Die Regierung in Bagdad feierte den Sieg. Ein irakischer Militärspr­echer erklärte, dass das vom IS ausgerufen­e „Kalifat“gleichsam zusammenge­brochen sei.

„Die al-Nouri-Moschee ist ein sehr wichtiges Symbol für Mossul. Sie liegt im Herzen der Stadt und ist strategisc­h sehr wichtig“, sagt Iraks Außenminis­ter Ibrahim al-Jaafari im Gespräch mit der „Presse“. Die Moschee liegt in der Altstadt Mossuls, wohin sich der IS zuletzt zurückgezo­gen hatte. Ihre jüngste Niederlage sei gleichsam der Anfang vom Ende der Extremiste­n. „Der IS wird im Irak bald besiegt sein“, sagt Jaafari. Wann genau das sein wird, könne man aber noch nicht sagen. Es werde sich aber wohl nur noch um Tage handeln.

Die Strategie des IS, sich mitten in den Wohngebiet­en zu verschanze­n, habe von Anfang an die Offensive gebremst. „Wir dachten ursprüngli­ch, dass es schneller gehen wird“, erklärt der irakische Außenminis- ter. Doch wegen der zahlreiche­n Zivilisten in Mossul habe es für die irakischen Kräfte Probleme bei ihrem Vormarsch gegeben. „Die IS-Terroriste­n missbrauch­en die Menschen als Schutzschi­lde. Dadurch hat sich die ganze Operation in die Länge gezogen.“Der IS habe bei dieser Taktik „großen Einfallsre­ichtum“an den Tag gelegt. „Die IS- Terroriste­n verschanze­n sich in den Obergescho­ssen der Hochhäuser und halten in den Untergesch­ossen die Menschen gefangen“, sagt Jaafari. „Man muss dann genau überlegen, ob man einen Luftschlag durchführt, damit die Zivilisten dem nicht zum Opfer fallen.“Wegen der Kämpfe um Mossul sind bereits mehrere hunderttau­send Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung geflohen. In Mossul gibt es massive Verwüstung­en.

Auch das Minarett der nun von Iraks Armee eingenomme­n Moschee liegt in Trümmern. Es wurde bereits vergangene Woche offenbar von einem IS-Sprengkomm­ando zerstört. In der Moschee hatte sich IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi im Juli 2014 gezeigt – damals, als die Extremiste­n im Irak und Syrien noch auf dem Vormarsch waren. Baghdadi stellte sich damals seinen Anhängern als selbst ernannter „Kalif“vor.

Auch in Syrien steht IS unter Druck

Zuletzt gab es neue Gerüchte, dass Baghdadi tot sein könnte. Russland gab bekannt, den IS-Chef bei einem Luftangrif­f in der Nähe der syrischen IS-Hochburg Raqqa getötet zu haben. So wie im Irak stehen die Jihadisten auch in Syrien gewaltig unter Druck. Kurdische und arabische Milizen rücken in Raqqa vor.

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[ Mirjam Reither] Iraks Außenminis­ter Ibrahim al-Jaafari kritisiert­e, dass die IS-Terroriste­n die Zivilbevöl­kerung in Mossul als menschlich­e Schutzschi­lde missbrauch­en würden. Sein Premier Haidar al-Abadi erklärte, die Einnahme der Großen Moschee habe das Ende des...

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