Religionsleitfaden für Kindergärten kommt
Bildung. Die Stadt Wien entwickelt bis Herbst mit allen Religionsgemeinschaften einen Leitfaden für Kindergärten. Darin enthalten ist ein Bekenntnis zu demokratischen Werten und Transparenz.
Wien. Es wird eine dünne Broschüre und kein Handbuch werden, so viel steht schon einmal fest. Die Stadt Wien arbeitet derzeit an einem Religionsleitfaden für Kindergärten. Der Leitfaden ist eine weitere Maßnahme, die dazu dient, den Umgang mit Religion im Kindergarten zu regeln. Er soll diesen Herbst präsentiert werden.
Der Religionsleitfaden wird dann eine Ergänzung des bestehenden Bildungsplans sein: „Ein Leitfaden zum Umgang mit Ethik, Werten und Religion“, erklärt Eva Reznicek, stellvertretende Abteilungsleiterin der MA 10 (Kindergärten). In Zukunft werden Kindergärten – wenn sie es nicht schon tun – klar transparent machen müssen, wie sie es mit Religion halten: Sind sie ein konfessioneller Kindergarten oder nicht, wollen sie Glauben vermitteln, oder wird Religion als Bildungsinhalt ein Thema. „Das muss für die Eltern klar erkennbar sein“, sagt Reznicek.
Der Rest der Broschüre wird sich in verschiedene Kernpunkte gliedern. Erstens: die pädagogische Grundhaltung. Darin wird noch einmal festgehalten, dass Religion einem Kind altersgerecht und seinen Bedürfnissen entsprechend beigebracht werden muss, Zwang oder die Vermittlung eines strafenden Gottesbildes ist verboten.
Zweitens werden Wertegrundsätze festgeschrieben. Etwa ein Bekenntnis zu demokratischen Werten, die Trennung von Staat und Kirche, dass Mann und Frau gleich- gestellt sind, nennt Reznicek Beispiele. Der dritte Teil beinhaltet eine Linksammlung mit Verweisen auf Material wie den interkulturellen Kalender.
Da der Leitfaden dem Bildungsplan anhängt, ist er verbindlich, heißt es aus dem Büro des Bildungsstadtrats. Wird gegen ihn verstoßen, drohen dem Kindergarten Konsequenzen. Über den Sommer wird nun an den Inhalten und deren Formulierung gefeilt. Für die Entwicklung der Eckpfeiler gab es Vorgespräche mit konfessionellen Kindergartenträgern. Vergangene Woche wurden die Eckpfeiler dann in einer ersten großen Sitzung mit Kindergartenträgern und Vertretern von Religionsgemeinschaften präsentiert, die nun die Details ausarbeiten. Für die muslimischen Kindergärten waren zwei Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft vor Ort. Träger von muslimischen Kindergärten waren nicht dabei. Das Interesse sei aber groß, sagt Reznicek. „Sie wollen ja auch zeigen, dass sie gute Elementarpädagogik machen.“
Die Entstehung des Leitfadens wurde übrigens schon Ende 2015 angekündigt. Damals noch von Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Dass die Entstehung fast zwei Jahre dauern wird, erklärt Reznicek damit, dass das Thema komplex sei. „Es ist ein doch langer Prozess, in dem man sehr viele unterschiedliche Perspektiven zusammenfassen muss.“Auch muss der Leitfaden so formuliert sein, „dass er greift, gleichzeitig aber nicht diskriminierend ist.“