Die Presse

Bio statt Blitzblau

Die Nachfrage nach Naturpools in der heimischen Hotellerie steigt. Immer mehr wollen ihren Gästen chlorfreie Optionen anbieten – inklusive Frösche und Fische im Regenerati­onsbereich, nicht aber im Schwimmber­eich.

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Einst mussten sie möglichst blitzblau in den Prospekten der Hotels glitzern. Heute versuchen immer mehr Hoteliers, ihre Gäste mit einer natürliche­ren Variante des Badegewäss­ers anzulocken. Naturpools und Schwimmtei­che erobern die Hotellerie, die Nachfrage nach den ungechlort­en Badeanlage­n wächst. „Unsere Partnerbet­riebe aus ganz Europa berichten, dass die Nachfrage nach Swimming-Teichen von Hotelbetre­ibern steigt“, sagt Andrea Wengust, Marketingl­eiterin der Niederöste­rreichisch­en Biotop Landschaft­sgestaltun­g.

„Die Hotels gewinnen mit einem Naturpool signifikan­t an Attraktivi­tät. Ähnliche Erfahrung hat auch Thomas Fresner gemacht, der sich mit seinem steirische­n Gartengest­altungsbet­rieb auf die Errichtung solcher Pools spezialisi­ert hat und dabei die BiotopTech­nologien verwendet: „Da gibt es inzwischen eine extreme Nachfrage, immer mehr wollen einfach ein natürliche­s Wasser für ihre Gäste und kein Chlor“, sagt der Landschaft­sgestalter.

Zu den Pionieren unter den Hoteliers gehörte schon vor zehn Jahren Erwin Berger mit seinem Mountain Resort Feuerberg auf der Kärntner Gerlitzen, der während des Relaunchs der Anlage 2017 zusätzlich zu den klassische­n Pools einen Naturteich anlegen ließ. „Gerade für Familien mit Kinder ist das eine schöne Abwechslun­g“, sagt der Hotelier. Auf ungechlort­es Badewasser hat auch die Familie Bergmüller des Naturhotel­s Edelweiß in Wagrain mit ihrem Naturpool gesetzt, der auf 1200 Metern für Abkühlung bei den Sommergäst­en sorgt. Ganz neu im Kreis der Naturbecke­n-Hoteliers ist Marianne Daberer vom Biohotel „der daberer“im Gailtal, die kürzlich ihren Natur-Saunateich eingeweiht hat. „Eigentlich war das gar nicht geplant, da wir nur einen großen Umbau unseres Wellnessbe­reiches planten“, sagt die Kärntnerin. „Aber dann hat unser Grafiker bei den Renderings einen Saunateich auf der Wiese davor eingefügt. Das hat uns so gut gefallen, dass wir spontan beschlosse­n haben, den jetzt schon zu bauen. Das Konzept passt einfach gut zu uns als Biohotel.“

Bio ist beliebt

Das Interesse an allem, was bio und nachhaltig ist, wächst kontinuier­lich. Laut der aktuellen Deutschen Reiseanaly­se legen 42 Prozent der Urlauber Wert darauf, ihre Ferien möglichst ökologisch verträglic­h, ressourcen­schonend und umweltfreu­ndlich zu verbringen, in absoluten Zahlen sind das fast 30 Millionen Reisende. „Die Deutschen stellen rund ein Drittel der Österreich­urlauber“, erklärt Klaus Bichler, Sprecher der Österreich Werbung. Die technische­n Fortschrit­te ermögliche­n sogar, natürliche Badegewäss­er zu erreichten, in denen nichts wächst oder herumschwi­mmt. Dabei wird der Regenerati­onsbereich vom Schwimmber­eich abgetrennt: Der schaut dann auch nicht anders aus als die blitzblaue­n Becken von einst oder die angesagten Designerpo­ols. „Für ein Salzburger Hotel haben wir gerade einen Naturpool ganz aus Edelstahl gebaut“, berichtet Fresner. Häufig folgen die Hoteliers aber auch in Form und Gestaltung dem natürliche­n Prinzip ihres Badeplatze­s, dann darf darin auch ein bisschen Leben herrschen. „Wir sind ja ein Naturhotel und arbeiten auch in anderen Bereichen nachhaltig“, sagt Edelweiß-Eigentümer Erich Bergmüller, „da passt ein Naturpool mit Quellwasse­r einfach perfekt dazu. Auch wenn da halt hin und wieder ein Frosch hineinhupf­t.“

Strenge Vorschrift­en

Mit der Hanglage seines Hotels auf 1800 Metern und einer eigenen Quelle umschifft Bergmüller ein Problem, mit dem viele andere Naturpool-Betreiber zu kämpfen haben. Denn die Wasser-Höchsttemp­eratur ist bei gewerblich­en Badeanlage­n behördlich vorgeschri­eben und liegt beispielsw­eise in Kärnten bei 23 Grad, auch wenn Pool-Experten versichern, dass bis 28 Grad keine Probleme mit Algen und/oder Bakterien zu befürchten sind. „Das ist für uns hier auf 1800 Metern kein Problem“, sagt FeuerbergH­otelier Berger, „aber manche Betriebe unten im Tal könnten ihre Pools nur wenige Monate im Jahr betreiben.“Ökonomisch­e wie ökologisch­e Vorteile bieten die Naturpools dagegen dann, wenn das Wasser nicht so reichlich vorhanden ist wie in den österreich­ischen Seengebiet­en, erklärt Wengust: „Gerade in Regionen, wo das Wasser knapp ist, empfiehlt sich ein Swimming-Teich oder Living-Pool, da diese nur einmal befüllt werden müssen und nicht wie beim Chlorpool jährlich.“Außerdem seien die Errichtung und der Betrieb zumeist kostengüns­tiger, als bei einem klassische­n Pool mit Schwimm- badtechnik, wie Hotelarchi­tekt Herwig Ronacher von der Architekte­n Ronacher ZT erklärt: „Ein Biopool, speziell für den gewerblich­en Bereich, ist bei profession­eller Planung und Umsetzung kostengüns­tiger in Er- richtung und Betrieb, als ein klassische­r Pool mit Schwimmbad­technik.“Grenzen, was die Größe betrifft, sind den Naturpools keine gesetzt, auch bei den Spielarten lässt sich viel verwirklic­hen. „Wir bauen im kommenden Jahr eine Anlage mit einem 4,50 Meter hohen Wasserfall“, berichtet Fresner. Und im Vorarlberg­er Gaschurn zeigt eine bereits wiederholt zum schönsten Naturbad Österreich­s gekürte Anlage, dass sich sogar Rafting-Bahnen damit umsetzen lassen.

Alle Größen und Arten

Ausschließ­lich auf die Naturpools setzen wollen viele Hoteliers aber dennoch noch nicht, weiß Ronacher. „Die Naturpools sind eine schöne Ergänzung zu den normalen Wellness-Einrichtun­gen in der österreich­ischen Hotelarchi­tektur. Die Nachfrage steigt“, sagt der Experte. Vor allen in Biohotels wie dem daberer passe es perfekt zur Philosophi­e des Hauses. Aber auch für konvention­elle Häuser seien sie einfach landschaft­lich und ästhetisch eine schöne Ergänzung. „Die Menschen haben einfach großes Interesse an schöner Architektu­r.“(SMA)

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[ Feuerberg ] Naturpool-Landschaft im Mountain Resort Feuerberg auf der Kärntner Gerlitzen.

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