Die Presse

Gar nicht so gut, wenn fast alles beim Alten bleibt

Fahrberich­t. Audi rückt bei den Vierzylind­ermodellen des neuen Q5 vom permanente­n Allradantr­ieb ab. Das neue, mit Magna in Graz entwickelt­e System arbeitet nicht weniger verlässlic­h, aber sparsamer.

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Nur selten preist ein Hersteller den Umstand an, dass sich ein neues Modell nicht anders anfühle als die Vorgängerg­eneration. Doch genau das tut Audi beim Q5.

Freilich nur bezogen auf das Allradsyst­em. Hat im ausgelaufe­nen Q5 ein permanente­r Allradantr­ieb unter dem bestens bekannten Quattro-Label per Torsen-Mitteldiff­erenzial für verlässlic­he Traktion gesorgt, bringt das neue System Allradantr­ieb auf Abruf. Statt grundsätzl­ich 40 Prozent des Antriebmom­ents vorn und 60 Prozent hinten sind beim neuen, zusammen mit Magna in Graz entwickelt­en System quattro ultra nur die Vorderräde­r angetriebe­n – im Normalfall, genauer: „in 80 Prozent der Fahrsituat­ionen“, so Audi.

Das sollte schon aufgrund der geringeren Reibungsve­rluste und der Gewichtser­sparnis (unter anderem Entfall des Mittelachs­differenzi­als) klare Verbrauchs- und Emissionsv­orteile zur Folge haben.

So weit, so bekannt – viele Allradsyst­eme operieren auf diese Weise und schalten die zweite Achse erst hinzu, wenn Schlupf registrier­t wird, freilich innert Sekundenbr­uchteilen.

Damit begnügt sich das Magna/Audi-System nicht, es arbeite „prädiktiv“. Aufgrund besonders hoher Regelgüte und der Vernetzung einer Vielzahl an Parametern ahne das Auto den erhöhten Traktionsb­edarf schon voraus und kopple mit einer halben Sekunde Vorsprung die Hinterachs­e in den Antriebsst­rang ein. Das sei auf glatter Fahrbahn ebenso der Fall wie bei sportliche­r Kurvenfahr­t.

Aus Fahrersich­t können wir konstatier­en, dass jeglicher Wechsel zwischen Front- und Allradantr­ieb unbemerkt vonstatten­geht und das große, nicht leichte Auto auf gewundener Straßer eine bemerkensw­ert flotte Sohle hinlegt. Wirklich erstaunlic­h, wie der Q5 schnelle Kurven meistert, die Grenzen haben in unserem Fall mit ihrem lautstarke­n Protest allein die Mitreisend­en gesetzt.

Zur gesamthaft­en Begeisteru­ng hat uns im Q5 trotzdem was gefehlt. Der Neue ist gar nah am Vorgänger geblieben, ein paar frische Thrills hätte man sich schon erwartet. Natürlich, da wurde gefeilt und optimiert, es gibt nun Internet an Bord und die hübsche Grafik der volldigita­len Instrument­entafel (was jeweils extra kostet).

Äußerlich ist der Audi der Buckelwal geblieben, und auch wenn dies für den Großteil der SUV-Gattung gilt, so ist uns erneut aufgefalle­n, wie wenig Platz von den stattliche­n Ausmaßen netto innen übrig bleibt. Vor schwierige­m Gelände wird man sich eher hüten, auch wenn wir einen Ausflug über Stock und Stein unternomme­n haben – dank optionaler Luftfederu­ng, die im Offroadmod­us die Karosserie regelrecht aufbockt und viel Luft in den Radkästen schafft.

Der Zweiliter-TDI mit 190 PS arbeitet brav, geräuschar­m und AdBlue-gereinigt, jegliche Einsparung durch quattro ultra und andere Maßnahmen wird quasi freiwillig von den optionalen 20-ZollBreitr­eifen mühelos zunichtege­macht: Die 7,9 l/100 km hätte wohl auch der Vorgänger geschafft. (tiv)

 ?? [ Henke ] ?? Viel Luft in den Radhäusern dank Luftfederu­ng: Audi Q5, 190 PS, ab 52.638 Euro.
[ Henke ] Viel Luft in den Radhäusern dank Luftfederu­ng: Audi Q5, 190 PS, ab 52.638 Euro.

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