Dritte Piste bringt Anleger nicht aus der Ruhe
Flughafen Wien. Seit 25 Jahren werden die Aktien des Unternehmens an der Wiener Börse gehandelt. Treue Aktionäre haben schon einige Hochs und Tiefs erlebt. In den vergangenen Jahren konnten sie jedoch zufrieden sein.
Wien. Die Erleichterung war Julian Jäger und Günther Ofner, dem Vorstand des Flughafens Wien, gestern förmlich ins Gesicht geschrieben, nachdem der Verfassungsgerichtshof (VfGH) seine Entscheidung zur dritten Piste verkündet hatte: Das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts (BVwG), das die Realisierung des Projekts untersagt hatte, ist aufgehoben.
Für die meisten völlig unerwartet hatte sich das Bundesverwaltungsgericht Anfang Februar aus Gründen des Klimaschutzes und des Bodenverbrauchs gegen das Projekt ausgesprochen. Für Jäger und Ofner ein Schlag ins Gesicht. Immerhin verfolgt der Flughafen das Projekt seit 1999. Jahrelang wurde mit den Anrainern in dem größten Mediationsverfahren in Österreichs Geschichte verhandelt. 22 Millionen Euro waren für das gesamte Verfahren ausgegeben worden – und nun sollte das alles umsonst gewesen sein?
Der Flughafen empörte sich nicht nur in zahlreichen Pressekonferenzen über das Vorgehen des BVwG, sondern wehrte sich auch rechtlich mit allen Kräften.
Piste schon bald Realität?
Wie es scheint mit Erfolg. Nach dem gestrigen Entscheid sieht die Sache schon wieder viel rosiger aus. Nun muss derselbe Dreiersenat, der schon zuvor entschieden hat, neuerlich ein Urteil fällen. Dabei hat er jedoch die Rechtsmeinung des VfGH zu berücksichtigen. Das heißt: Eine Genehmigung des Projekts scheint sehr wahrscheinlich – und das womöglich schon bald. Der Präsident des VfGH, Gerhart Holzinger, geht jedenfalls davon aus, „dass die drei Kollegen die Sache so rasch wie möglich erledigen werden“.
Freilich, auch die neue Entscheidung wird bekämpft werden, diesmal voraussichtlich von den Projektgegnern. Aber ist einmal ein positives Erkenntnis gefällt, kann der Flughafen zu bauen beginnen. Eine Beschwerde dagegen hätte nämlich keine aufschiebende Wirkung.
Wie auch schon bei der Entscheidung des BVwG Anfang Februar 2017 zeigten die Aktionäre des Flughafens gestern einmal mehr, dass sie nicht leicht aus der Ruhe zu bringen sind. Weder fiel der Kurs der Aktien im Februar noch stieg er nach der VfGH-Entscheidung am Donnerstag in nennenswerter Weise. Um gerade ein- mal ein Prozent kletterte das Wertpapier im Laufe des gestrigen Tages in die Höhe.
Flughafen bleibt Börse treu
Seit 25 Jahren ist der Flughafen übrigens schon an der Börse, am 15. Juni konnte die Aktiengesellschaft ihr Jubiläum feiern. Weder den Gang an die Börse noch die nachfolgende Privatisierung bereut das Unternehmen, sagte der Vorstand aus diesem Anlass. Seit der Erstnotiz hat sich der Börsenkurs verfünffacht. Verfolgt man die Geschichte des Aktienkurses des Vienna Airport, sieht man, dass die Aktionäre nicht immer mit der Performance der Publikumsgesellschaft zufrieden waren: Anfang 2012 fiel der Kurs sogar kurzzeitig unter den Ausgabepreis von 6,9 Euro zurück.
Doch das hat sich geändert, Mitte Juni lag der Kurs bei 33,33 Euro. Ebenso stieg der Unterneh- menswert, gemessen an der Börsenkapitalisierung, von 580 Mio. Euro auf derzeit 2,8 Milliarden Euro. Damit zählt der Konzern zu den zehn größten ATX-Unternehmen.
Anders als einige andere Konzerne plant der Flughafen auch nicht, der Börse den Rücken zuzukehren. Beide Vorstände betonen, dass die Börsennotiz auch künftig der Garant für das Unternehmen sei, unbeeinflusst seinen Weg fortzusetzen. Dass es zunehmend schwierig geworden ist, sich auf dem Kapitalmarkt zu bewegen, verschweigt das Management jedoch nicht: „Schade aus Sicht des Unternehmens ist dabei, dass die massive Zunahme von Regulierung und Bürokratisierung den börsenotierten Unternehmen das Leben immer schwerer macht und auch die Belastung mit Regulierungskosten drastisch gestiegen ist.“