Die Presse

Das Leben nach der Fusion

Mitte März 2017 schloss sich die börsenotie­rte Raffeisen Bank Internatio­nal mit der Raiffeisen Zentralban­k zusammen.

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Wien. Der erste Quartalsbe­richt nach der Fusion zwischen Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) und Raiffeisen Zentralban­k (RZB) sorgte sowohl beim Management als auch bei den Aktionären für Freude. So wurde der Gewinn zwischen Anfang Jänner und Ende März auf 220 Millionen Euro fast verdoppelt. Auch die Gewinnerwa­rtungen der Analysten waren dadurch deutlich übertroffe­n worden. Diese hatten lediglich mit 151 Millionen gerechnet.

Die RBI begründete den Gewinnspru­ng mit einer besseren operativen Geschäftse­ntwicklung. Zudem musste weniger für faule Kredite zurückgele­gt werden, die Kreditrisi­kovorsorge­n schrumpfte­n um 24 Prozent auf 80 Mio. Euro. Saisonal bedingt fallen sie im ersten Quartal immer vergleichs­weise niedrig aus. Der Trend soll sich heuer dennoch fortsetzen. Im Gesamtjahr sollen die Risikovors­orgen unter dem Vorjahresn­iveau liegen.

Dabei waren es auch 2016 bereits die gefallenen Risikovors­or- gen gewesen, die der RBI trotz des aufgrund des niedrigen Zinsniveau­s gesunkenen Betriebser­gebnisses einen höheren Gewinn bescherten. So konnte die Bank im Vorjahr die Abschreibu­ngen für faule Kredite bereits um 40 Prozent auf 758 Millionen Euro senken.

Ende der Selbstbesc­häftigung

Ein Grund dafür ist, dass auch in ehemaligen Problemlän­dern inzwischen wieder Gewinne geschriebe­n werden. Man habe „sowohl in Ungarn als auch in der Ukraine den Turnaround geschafft“, so der ehemalige RBIChef Karl Sevelda bei seiner letzten Bilanzpräs­entation im März. Die Zeit, in der sich die RBI vor allem mit sich selbst beschäftig­t habe, sei nun vorbei, ergänzte sein Nachfolger Johann Strobl. Unter dem Strich konnte die RBI 2016 den Gewinn von 379 auf 463 Millionen Euro steigern. Dies, obwohl aufgrund des niedrigen Zinsniveau­s das Betriebser­gebnis von zwei auf 1,84 Mrd. Euro gesunken ist.

Teil der von Strobl angesproch­enen Selbstbesc­häftigung war die Fusion zwischen RBI und RZB. Grund dafür war eine Kapitalstä­rkung bei der RZB, weshalb der Vorgang vor allem von RBI-Aktionären argwöhnisc­h beobachtet wurde. Inzwischen ist das Thema jedoch erledigt. Der Zusammensc­hluss wurde im März vollzogen. Das RBI-Management teilweise neu aufgestell­t.

Nachdem es in den vergangene­n drei Jahren vor allem um den Kapitalauf­bau gegangen sei, müsse nun wieder der Ertrag gesteigert werden, gibt Strobl die Linie vor. Davon sollen auch die Aktionäre wieder etwas haben, die ab 2018 wieder eine Dividende erhalten sollen. Die Vorzeichen stehen bei RBI nach einer langen Phase der Reorganisa­tion also wieder auf Wachstum. Allerdings bleiben nach wie vor auch Risken – und zwar politische­r Natur. „Politische Risken sind einfach nicht vorherzusa­gen“, so Strobl. Daher könnten auch neue Rückschläg­e nicht ausgeschlo­ssen werden.

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