Die Presse

Reißfest Anlegen in den Karton-Kaiser

Mayr-Melnhof. Der Kartonhers­teller tut sich wegen höherer Einkaufsko­sten schwer, an die Rekorde von 2016 anzuschlie­ßen. Seine Stärken liegen in der Langstreck­e.

-

Wien. Es ist der Fluch des großen Erfolgs: Im Vorjahr erzielte MayrMelnho­f die besten Ergebnisse der Unternehme­nsgeschich­te. Besonders das erste Halbjahr fiel sehr stark aus. Da ist es nur schwer zu vermeiden, dass die Entwicklun­g des Kartonhers­tellers im heurigen Jahr ein wenig enttäuscht. Zumal schon gegen Ende 2016 dunklere Wolken in Form deutlich anziehende­r Altpapierp­reise aufzogen.

Diese gestiegene­n Rohstoffko­sten drücken auf die Erträge. Das zwingt zu Preiserhöh­ungen bei den Kunden – nie eine leichte Sache. Aber: „Der Orderstand gibt uns Rückgrat bei den Verhandlun­gen“, erklärte Vorstandsc­hef Wilhelm Hörmansede­r Ende März.

Denn die Geschäfte laufen nicht schlecht, in einem „stabilen, aber impulslose­n Umfeld“in Europa, wie es im letzten Ausblick heißt. Wobei die Sparte Verpa- ckungen gegenüber dem Kartonbere­ich in Sachen Umsatz und Ertragskra­ft viel mehr Freude macht.

Die Aktionäre aber werden es verzeihen, wenn sich der Kurs heuer bisher nicht stärker nach oben bewegt als die (sehr erfreulich­e) allgemeine Entwicklun­g des ATX. Wer in Mayr-Melnhof investiert, setzt vor allem auf eine solide, langfristi­ge „Story“und eine stabile Dividenden­politik.

Zukaufen, um zu wachsen

Auf diesen Tugenden liegt auch das Augenmerk der Schweizer Vermögensb­erater von CEAMS. Deshalb verleihen sie Mayr-Melnhof fast in jedem Jahr den Ehrentitel des besten börsennoti­erten Unternehme­ns in Österreich.

Freilich: Ein kräftiger Wachstumss­chub ist nur durch Firmenzukä­ufe möglich. Die Kriegskass­e für Expansione­n ist mit einer hal- ben Milliarde Euro (inklusive Bankzusage­n) bestens gefüllt. Hörmansede­r will denn auch „keine Gelegenhei­t für Akquisitio­nen auslassen“. Aber, was ihn wurmt: „Der Leidensdru­ck zu verkaufen ist sehr klein“. Wegen der extrem niedrigen Zinsen könnten auch sehr schwache Mitbewerbe­r jeden Kredit bedienen. Das schaffe „Zombies“, die unter anderen Bedingunge­n gar nicht überleben könnten. Das halte den Wettbewerb­druck hoch und die Margen in der Branche künstlich niedrig.

Womit als Ziel für heuer bleibt, „bestmöglic­h“an die Rekorde des Vorjahres anzuschlie­ßen. Zur Erinnerung: Es gab einen Umsatz von 2,3 Mrd. Euro (plus vier Prozent), einen operativen Gewinn von 214 Mio. Euro (plus sieben Prozent) – und als Kirsche auf der Torte eine Dividende, die von 2,80 Euro auf drei Euro stieg.

Newspapers in German

Newspapers from Austria