Die Nadel zeigt nach Osten
Der wirtschaftliche Aufwind in den CEEStaaten schlägt bei dem Versicherungskonzern positiv zu Buche.
Wien. Die Vienna Insurance Group (VIG) ist zufrieden: Der Versicherungskonzern hat 2016 den Vorsteuergewinn (EGT) kräftig von 138 auf 407 Mio. Euro gesteigert und damit das eigene Ziel und die Analystenprognosen übertroffen. Deshalb wurde die Dividende um ein Drittel von 60 auf 80 Cent je Aktie angehoben. Bis 2019 soll das EGT auf 450 bis 470 Mio. Euro wachsen.
Die Prämieneinnahmen sollen bis 2019 auf 9,5 Mrd. Euro klettern, voriges Jahr waren es 9,05 Mrd. Euro. Für die Combined Ratio – Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen – werden mittelfristig weiterhin 95 Prozent angepeilt. Voriges Jahr lag die Kennzahl netto unverändert bei 97,3 Prozent. Der kräftige Anstieg beim Vorsteuergewinn – von 137,7 Mio auf 406,7 Mio. Euro – lässt sich freilich erklären: 2015 war das Ergebnis durch eine hohe IT-Abschreibung stark belastet gewesen, die VIG ging also von einem niedrigen Niveau aus.
Optimismus ist auch das Motto des Versicherungskonzerns für 2017. Grund dafür ist, dass sich die Märkte in den osteuropäischen Staaten gut entwickeln. „Die guten Konjunkturaussichten sowohl in Österreich als auch in Zentral- und Osteuropa stimmen uns sehr zuversichtlich“, sagt Vorstandschefin Elisabeth Stadler. Nachdem es in der Finanzkrise Zweifel und auch Kritik gegeben hat, dass sich die VIG als „first mover“im CEE-Raum niedergelassen hat, lautet heute der Tenor: „Wir sind dort hingegangen, um zu bleiben.“1990 stieg die VIG (damals noch Wiener Städtische) in den tschechischen Markt ein. Mittlerweile ist der Konzern mit 50 Gesellschaften in 25 Ländern vertreten und beschäftigt dort an die 24.000 Mitarbeiter.
Unausgeschöpftes Potenzial
Aktuell kommt rund die Hälfte des Gewinns und der Prämien aus Ostund Zentraleuropa. Und nach Schätzungen könnte es noch deutlich mehr werden. Während nämlich in Österreich pro Kopf rund 2000 Euro für Versicherungen ausgegeben werden, investieren die Polen pro Person rund 345 Euro. In den anderen CEE-Ländern, in denen die VIG tätig ist, sind es gar nur 170 Euro.
Sorgen macht der VIG – wie allen Versicherungen – die schon lang anhaltende Niedrigzinsphase. Lebensversicherungen werden unter diesen Rahmenbedingungen zum Ladenhüter. Dementsprechend sank das Prämienvolumen in der Sparte Leben um zehn Prozent auf 714,8 Mio. Euro. „Die Veranlagung ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen“, ist sich Stadler bewusst. Einnahmenzuwachs gab es hingegen in der Krankenversicherung, sie profitiert von der größer werdenden Nachfrage nach der Sonderklasse. Ihr Prämienanteil an den Gesamteinnahmen wuchs 2016 von 15,6 auf 16,5 Prozent.
Für die Konzernfinanzen wird künftig übrigens eine Frau zuständig sein. Der bisherige CFO Martin Simhandl räumt Mitte 2018 seinen Posten für eine Frau: Liane Hirner, bisher Partnerin bei PwC, übernimmt seine Funktion.