Die Presse

Mehr Geld für die Unis als ein erster wichtiger Schritt

Gedeihen der Universitä­ten sollte das gemeinsame Interesse aller sein.

- VON HEINZ W. ENGL Heinz W. Engl (geboren 1953 in Linz) ist Universitä­tsprofesso­r für Industriem­athematik und seit 2011 Rektor der Universitä­t Wien.

Mehr Budget ist eine Notwendigk­eit, aber ebenso eine bewusstere Studienwah­l und mehr Verbindlic­hkeit im Studium“, habe ich am 8. Juni in meinem Gastkommen­tar an dieser Stelle formuliert. Mit dem Nationalra­tsbeschlus­s vom Mittwoch ist der erste wichtige Schritt dazu gemacht worden.

Ich begrüße den Gesetzesbe­schluss im Nationalra­t, der den Universitä­ten ein deutlich höheres Budget für die nächste Leistungsv­ereinbarun­gsperiode garantiert. Auch die damit verbundene­n Ziele, insbesonde­re die Verbesseru­ng der Betreuungs­relationen in den Studien und die Investitio­nen in Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik), sind wichtige Schwerpunk­tsetzungen.

Die Universitä­t Wien hat bereits im Rahmen ihres Entwicklun­gsplans konkrete Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele definiert und plant die Einrichtun­g von rund 50 neuen und thematisch innovative­n Professure­n. Die Fachbereic­he der Universitä­t können so etwa im Bereich Data Science, Machine Learning und Digitale Textwissen­schaften erweitert werden.

Ausbau der Stärkefeld­er

Stärkefeld­er im Bereich Europa, Internatio­nalisierun­g und Globalisie­rung – von den Rechts-, Wirtschaft­s- bis zu den Sozialwiss­enschaften – und im technologi­sch wichtigen Bereich der Quantenalg­orithmen können ausbaut werden. Ebenso können neue universitä­tsübergrei­fende Fachbereic­he etabliert werden, etwa im Gesundheit­sbereich – wie ein gemeinsame­r Lehrstuhl mit der Medizin-Uni Wien zu Computatio­nal Medicine an den Schnittste­llen zwischen Mathematik, Informatik und Medizin sowie ein Mikrobiomz­entrum.

Damit wird ein großer Schritt zur Sicherung der internatio­nalen Konkurrenz­fähigkeit in der Forschung, der auch unmittelba­re Auswirkung­en auf Studium und Lehre hat, gesetzt. Zahlreiche neu berufene Professori­nnen und Professore­n werden neue Akzente in Forschung und Studien bringen. Die Qualität des Studienang­ebots kommt bei den Studierend­en dann an, wenn die quantitati­ven Betreuungs­verhältnis­se stimmen.

Entscheide­nd ist das Ziel

Das Gesetz beauftragt die Bundesregi­erung zu konkreten Umsetzungs­schritten, zur „konkreten Planung der Kapazitäte­n unter Nutzung der österreich­weit zur Verfügung stehenden Kapazitäte­n durch Lenkungsma­ßnahmen, insbesonde­re durch Informatio­n, Anreizsyst­eme und Maßnahmen zur Erhöhung der Verbindlic­hkeit der Studienwah­l“. Ob man das nun „Zugangsreg­elungen“nennt, ist nicht entscheide­nd. Denn das Ziel, die Mittel effizient und im Interesse der Studien- und Forschungs­qualität einzusetze­n, ist entscheide­nd und in der Gesetzesfo­rmulierung erkennbar. Vielleicht sind die Positionen der Parteien ja gar nicht so weit auseinande­r, wie es in der Wahlkampfa­tmosphäre aussieht?

Die erfreulich­e Sicherung des Universitä­tsbudgets erfolgte auf Grundlage des textlich mit Universitä­tsvertrete­rn abgestimmt­en SPÖ-Vorschlags, eingebrach­t von den Grünen. Zu wünschen ist, dass – nachdem sich die momentane Aufregung gelegt hat – die beschlosse­ne Sicherung des Budgets und die umfangreic­hen Vorarbeite­n der ÖVP-Wissenscha­ftsministe­r zu den Rahmenbedi­ngungen letzten Endes ineinander­fließen.

Unmöglich erscheint dies nicht. Und da das Gedeihen der österreich­ischen Universitä­ten über dem politische­n Tagesstrei­t ein gemeinsame­s Interesse aller sein sollte, ist es auch notwendig. Daran hängt die Qualität der Ausbildung der nächsten Generation­en ebenso wie die Innovation­sfähigkeit des Standortes.

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