Die Presse

Die Kurz-ÖVP reformiert, inszeniert und feiert sich selbst

Parteitag. Am heutigen Samstag wird Sebastian Kurz – zu seinen Bedingunge­n – in Linz zum neuen Parteichef gewählt.

- VON JULIA NEUHAUSER

Linz. Der 38. Parteitag der Österreich­ischen Volksparte­i (ÖVP), der am heutigen Samstag in Linz stattfinde­t, soll das Ende dieser (verstaubte­n) Partei bringen und der Startschus­s für die neue (moderne) Bewegung rund um Sebastian Kurz sein. An dieser Lesart haben Parteistra­tegen in den vergangene­n Wochen eifrig gebastelt und dabei nicht mit Symbolik gespart: Die Parteifarb­e Schwarz musste der Farbe Türkis weichen, und der Parteiname ÖVP wurde intern durch die Bezeichnun­g „Neue Volksparte­i“ersetzt. Der heutige Parteitag, an dem Sebastian Kurz zum Obmann gewählt wird und die Partei neue Statuten erhält, soll ähnlich symbolträc­htig sein.

Bereits am Vormittag werden sich rund 300 Delegierte im Linzer Design Center treffen und Inhaltlich­es erarbeiten. Hinter verschloss­enen Türen soll in Workshops über die Themen Standort, Sicherheit, Soziales und Wahlkampf diskutiert werden. Dann öff- nen sich die Pforten noch einmal. Die 1000 Delegierte­n betreten einen in Türkis getauchten Saal. Auf der Bühne stehen Container mit Aufschrift­en wie „Die Neue Volksparte­i“und „Zeit für Neues“. Man weiß den Neustart zu inszeniere­n.

Offiziell geht es dann um 13.30 Uhr los. Es soll ein kurzer formeller Akt sein. Der in der Partei aber so einiges ändert. Nach der Begrüßung durch die neue Generalsek­retärin, Elisabeth Köstinger, und den Gastgeber, Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer, wird sich die ÖVP nämlich ein neues Parteistat­ut verpassen. Ganz so, wie Kurz das forderte. Als Parteichef wird er künftig den Generalsek­retär, den Bundesgesc­häftsführe­r und das ÖVP-Regierungs­team bestimmen – und zwar allein. Bei etwaigen Koalitions­verhandlun­gen wird er ebenso freie Hand haben wie bei der Erstellung der Bundeslist­e für die Nationalra­tswahl. Kurz darf selbst NichtÖVP-Parteimitg­lieder nominieren. Und auch bei der Kandidaten­liste der Landespart­eien wird er ein Vetorecht erhalten. Außerdem wird im Statut ein Reißversch­lusssystem (abwechseln­d steht eine Frau bzw. ein Mann auf der Liste) festgeschr­ieben. Das alles werden die Delegierte­n heute absegnen.

Vitali Klitschko als prominente­r Gast

Unter ihnen wird auch der zurückgetr­etene ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er, der bei seinem Abschied nicht mit Kritik an der Partei sparte, sein. Rede wird er keine schwingen. Das bleibt Sebastian Kurz vorbehalte­n. Der hat seine 35-minütige Ansprache am gestrigen Freitag schon vor Ort geübt und ist die Halle mit Mikrofon in der Hand abgeschrit­ten. Thematisch wird er sich wohl wie im Wahlkampf auf die Themen Standort, Sicherheit und Soziales konzentrie­ren. Den politische­n Mitbewerbe­r wird Kurz, das wurde die Partei vorab nicht müde zu betonen, nicht angreifen. Er werde die anderen Parteien „nicht einmal in einem Beisatz erwähnen“. Das sei der neue Stil.

Dann müssen sich Kurz und seine Stellvertr­eter der Wahl unterziehe­n. In Oberösterr­eich stellt man sich schon auf einen Grund zum Feiern ein. Bereits um 15 Uhr, noch parallel zum Parteitag, wird das Sommerfest der „Bewegung Sebastian Kurz“vor den Toren des Design Center starten. Rund 5000 Gäste – darunter Prominente wie der Kiewer Bürgermeis­ter und Box-Champion Vitali Klitschko – werden erwartet. Die Delegierte­n werden sich nach dem Parteitag unter die Festgäste mischen. Ein Signal der Parteiöffn­ung, heißt es. Ein Parteitag voll Symbolik eben.

 ?? [ imago/Andreas Schaad ] ?? Sebastian Kurz wird heute in Linz zum 17. Parteiobma­nn der Volksparte­i gewählt.
[ imago/Andreas Schaad ] Sebastian Kurz wird heute in Linz zum 17. Parteiobma­nn der Volksparte­i gewählt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria