Die Presse

Der neue deutsche Tempofußba­ll

Joachim Löw zeigt es beim Confederat­ions Cup vor: Konkurrenz­kampf mit Perspektiv­e ist die beste Motivation.

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Manch Weltmeiste­r von Brasilien 2014 wird 2018 in Russland nicht mehr im DFB-Team spielen.

Deutschlan­ds Fußballer gewinnen am Sonntag in St. Petersburg den Confederat­ions Cup. Diese Vision mag zwar ChileFans gehörig missfallen, weil sie mit Bayern-Star Vidal, Arsenal-Stürmer Sanchez´ und Elfmetersp­ezialist Bravo (ManCity) eher sympathisi­eren denn mit der deutschen Angewohnhe­it, wichtige Spiele immer zu gewinnen. Doch bis auf wenige, wenngleich gehörige Abwehrpatz­er spielte Joachim Löws „Boygroup“, deren Durchschni­ttsalter 24 Jahre beträgt, in diesem Turnier souverän.

Löw hatte vor der WM-Generalpro­be angekündig­t, dass er einiges testen wolle. Er verzichtet­e in seinem „Perspektiv­team“auf Leitfigure­n wie Neuer, Boateng, Özil, Kroos oder Müller und gab anderen wie Ter Stegen (Barcelona), Goretzka (Schalke) oder Werner (Leipzig) eine Chance, die sie mit Bravour erfüllten. Manch Weltmeiste­r von Brasilien 2014 darf sich also wirklich nicht wundern, wenn er 2018 in Russland nicht mehr dabei ist, dafür Draxler (Paris), Hector (Köln), Kimmich (Bayern), Can (Liverpool), Demirbay, Süle oder Wagner (je Hoffenheim) spielen. Deutschlan­ds interner Konkurrenz­kampf ist ein beeindruck­endes Luxusprobl­em. Warum ist das bloß in Österreich undenkbar?

Wenn ein erst vor vier Wochen auf die Beine gestelltes Team mit 13 Turnierneu­lingen im Finale steht, hat der Trainer alles richtig gemacht. In der Machtdemon­stration gegen Mexiko wurde deutlich, dass nicht nur das System (Offensive, Pressing, 3-4-2-1) passt, sondern sich dabei zudem der Schwabe und sein Spielstil verändert haben. Denn noch nie sah man eine derart aggressive Form des Forechecki­ngs bei einer Löw-Elf.

Der ehemalige Tirol- und AustriaTra­iner hat den von vielen abschätzig getauften „Confetti-Cup“dazu genutzt, dem deutschen Fußball eine neue Marschrich­tung, einen markantere­n Tempostil aufzupräge­n. Der Südamerika­meister (1:1 in der Gruppenpha­se) ist zwar Favorit, doch der wahre Gewinner ist dieses junge DFBTeam. Es hat beste Werbung für den Sport, für den deutschen Fußball betrieben. Der erste Confed-Cup-Triumph wäre nur noch die Krönung.

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