Der neue deutsche Tempofußball
Joachim Löw zeigt es beim Confederations Cup vor: Konkurrenzkampf mit Perspektive ist die beste Motivation.
Manch Weltmeister von Brasilien 2014 wird 2018 in Russland nicht mehr im DFB-Team spielen.
Deutschlands Fußballer gewinnen am Sonntag in St. Petersburg den Confederations Cup. Diese Vision mag zwar ChileFans gehörig missfallen, weil sie mit Bayern-Star Vidal, Arsenal-Stürmer Sanchez´ und Elfmeterspezialist Bravo (ManCity) eher sympathisieren denn mit der deutschen Angewohnheit, wichtige Spiele immer zu gewinnen. Doch bis auf wenige, wenngleich gehörige Abwehrpatzer spielte Joachim Löws „Boygroup“, deren Durchschnittsalter 24 Jahre beträgt, in diesem Turnier souverän.
Löw hatte vor der WM-Generalprobe angekündigt, dass er einiges testen wolle. Er verzichtete in seinem „Perspektivteam“auf Leitfiguren wie Neuer, Boateng, Özil, Kroos oder Müller und gab anderen wie Ter Stegen (Barcelona), Goretzka (Schalke) oder Werner (Leipzig) eine Chance, die sie mit Bravour erfüllten. Manch Weltmeister von Brasilien 2014 darf sich also wirklich nicht wundern, wenn er 2018 in Russland nicht mehr dabei ist, dafür Draxler (Paris), Hector (Köln), Kimmich (Bayern), Can (Liverpool), Demirbay, Süle oder Wagner (je Hoffenheim) spielen. Deutschlands interner Konkurrenzkampf ist ein beeindruckendes Luxusproblem. Warum ist das bloß in Österreich undenkbar?
Wenn ein erst vor vier Wochen auf die Beine gestelltes Team mit 13 Turnierneulingen im Finale steht, hat der Trainer alles richtig gemacht. In der Machtdemonstration gegen Mexiko wurde deutlich, dass nicht nur das System (Offensive, Pressing, 3-4-2-1) passt, sondern sich dabei zudem der Schwabe und sein Spielstil verändert haben. Denn noch nie sah man eine derart aggressive Form des Forecheckings bei einer Löw-Elf.
Der ehemalige Tirol- und AustriaTrainer hat den von vielen abschätzig getauften „Confetti-Cup“dazu genutzt, dem deutschen Fußball eine neue Marschrichtung, einen markanteren Tempostil aufzuprägen. Der Südamerikameister (1:1 in der Gruppenphase) ist zwar Favorit, doch der wahre Gewinner ist dieses junge DFBTeam. Es hat beste Werbung für den Sport, für den deutschen Fußball betrieben. Der erste Confed-Cup-Triumph wäre nur noch die Krönung.