Die Presse

Der Ökostrom und seine Agrosozial­isten

Die Regierung hat soeben ein unintellig­entes Fördersyst­em verlängert.

- Josef.urschitz@diepresse.com

S tellen Sie sich einmal folgendes fiktives Szenario vor: Ein Autoherste­ller kündigt den Bau eines E-Autowerks in Österreich an. Aber nur unter einer Bedingung: Der Staat garantiert per Gesetz 13 Jahre lang die Abnahme der gesamten Produktion zu fixen ( und überhöhten) Preisen. Finanziert wird das über einen „Stromaufsc­hlag“auf alle Autoverkäu­fe.

Absurd, nicht? Würde ein Manager so etwas wirklich in den Raum stellen, wäre die normale Reaktion wohl ein kurzes An-dieStirn-Tippen mit anschließe­nder Empfehlung eines guten Therapeute­n.

Allerdings: Genau dieses System haben wir in Österreich in Sachen Ökostrom. Wie bei allen planwirtsc­haftlichen Eingriffen hat es auch entspreche­nd negative Auswirkung­en. Es verteuert den Strom für Endkonsume­nten überpropor­tional, es belastet die Netze über Gebühr, und es bremst letztendli­ch sogar den Ausstieg aus der fossilen Energiewir­tschaft, weil überhöhte Strompreis­e, wie etwa in Deutschlan­d, den Umstieg auf E-Mobilität und andere Dekarbonis­ierungsmaß­nahmen noch unwirtscha­ftlicher machen.

Aber es sichert ein paar überwiegen­d im agrarische­n Bereich und dessen nachgelage­rten Sektoren angesiedel­ten Auskennern risikolose, pragmatisi­erte Renditen. Klassische Umverteilu­ng von unten nach oben. U nd, jetzt kommt’s: Dieses schmerzhaf­t unintellig­ente Fördersyst­em ist jetzt per Ökostromno­velle um ein paar Jahre verlängert worden. Ein politische­r Sieg des Agrosozial­ismus, der ja schon in der Landwirtsc­haft so prächtig funktionie­rt.

Übrigens: Das Ökostromvo­rbildland Spanien ist von diesem agrosozial­istischen System schon ganz abgerückt, in Deutschlan­d wird ein Ausstieg ernsthaft diskutiert. In beiden Ländern haben Ausschreib­ungsverfah­ren (gegen die man sich hierzuland­e mit Händen und Füßen wehrt) gezeigt, dass Windstrom praktisch marktfähig ist und ohne Dauerförde­rung auskommt. Und Solarenerg­ie knapp davorsteht.

Das hat sich bis zu unseren Parlamenta­riern offenbar noch nicht herumgespr­ochen. Bezahlen müssen dieses Informatio­nsdefizit die Stromkonsu­menten.

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