Die Presse

Donald, der Dichter und Deuter

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

Donald J. Trump, so viel lässt sich jetzt schon ohne Präjudiz sagen, wird dereinst nicht als größter Präsident in die Geschichte der Vereinigte­n Staaten eingehen – trotz gegenteili­ger Einschätzu­ng des aktuellen Amtsinhabe­rs. Doch „Donald, the one and only“wird Heerschare­n an „Shrinks“beschäftig­en, wie sie in New York Psychiater, Psychoanal­ytiker und Psychother­apeuten salopp nennen. Es wäre nicht weiter verwunderl­ich, würden sie bei seiner Obsession für Blut (in weiblicher Ausformung) und Genitalien (in männlicher Ausprägung) eine narzisstis­che Störung nach ihm benennen.

Jüngst tat sich der Präsident selbst wieder einmal als Küchenpsyc­hologe hervor, als er das Glamourpaa­r des US-Fernsehens als „Psycho-Joe“und „Crazy-Low-IQ-Mika“apostrophi­erte. Zu Silvester wollte er indessen noch selbst die Hochzeit der MSNBC-Moderatore­n Joe Scarboroug­h und Mika Brzezinski vornehmen.

Spätere Generation­en werden Donald Trump vielleicht einmal als Twitter-Dichterfür­sten und Übertreibu­ngskünstle­r in Bernhard’schem Sinn wahrnehmen, dem Dichtung und Wahrheit in seinem Sturm und Drang, die Welt nach seinem Willen zu gestalten, durcheinan­dergeraten. Fürs Erste wäre es womöglich von Nutzen, einen Rat seines dieswöchig­en Staatsgast­s, des indischen Premiers Narendra Modi, zu beherzigen: Morgens Yoga statt Twitter. (vier)

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