Die Presse

Wie gut können Säugetiere schwimmen?

Wenn es sein muss, kann fast jeder Vierbeiner schwimmen. Der Mensch und andere große Affenarten müssen es erst lernen.

- VON ALICE GRANCY [ Foto: ÖNB ] Senden Sie Fragen an: wissen@diepresse.com

Was passiert eigentlich, wenn ein Vierbeiner ins Wasser fällt? „Fast alle Säugetiere können schwimmen. Sie gehen nicht unter, wenn sie in einem stillen Gewässer landen“, sagt der Zoologe Leopold Slotta-Bachmayr von der Universitä­t Salzburg. Fast alle? „Der Mensch und andere große Primaten wie Orang-Utan, Gorilla oder Schimpanse müssen es erst lernen.“

Das gilt – ausgerechn­et – auch für den durch seinen Körperbau eigentlich perfekt ans Wasser angepasste­n Fischotter. Die Jungen scheuen bei ihrem ersten Ausflug aus dem Bau das Wasser. Die Mutter wirft sie hinein und startet so den Schwimmunt­erricht. Immerhin sind deren Voraussetz­ungen dann ideal: Wie beim Biber ermögliche­n die Schwimmhäu­te zwi- schen den Beinen einen besseren Vortrieb. Mit dem Schwanz können die Tiere außerdem lenken oder zusätzlich antauchen.

Schwerer hat es da schon die Giraffe mit ihren langen Beinen: „Käme sie in so tiefes Wasser, dass der Kopf nicht mehr herausscha­ut, würde sie auch nicht mehr schwimmen können“, so Slotta-Bachmayr. Eine Situation, in die das Steppentie­r aber wohl ohnehin kaum gerät.

Flusspferd mit perfekter Figur

Was braucht es also, um an der Oberfläche zu bleiben? Ein gutes MasseVolum­en-Verhältnis, denn das bestimmt den Auftrieb. Die perfekte Figur dazu hat das Flusspferd: Sein Körperbau entspricht einer Tonne mit vier kurzen Beinen, dadurch könne es fast nicht untergehen, sagt der Zoologe. Die Stummelbei­ne erschweren ihm die Fortbewegu­ng aber. „Meist läuft ein Flusspferd unter Wasser und nur Nasenlöche­r, Augen und Ohren schauen heraus, oder es springt Richtung Oberfläche.“Generell haben Säugetiere einen Vorteil: Die Tasthaare an der Schnauze helfen ihnen bei der Orientieru­ng, sie können die Augen unter Wasser schließen.

Und wie sieht es bei weniger exotischen Tieren aus? „Hunde können schwimmen, die Frage ist eher, ob sie sich auch trauen“, erzählt SlottaBach­mayr. Er selbst besitzt einen alten Hund, der das Wasser liebt, und einen jungen, der winselnd am Ufer sitzen bleibt. „Würde er sich überwinden, würde er aber nicht ertrinken.“Allerdings erschwert der Schwimmsti­l manchem Tier das Vorankomme­n: etwa wenn ein Hund die Pfoten unter Wasser zu hoch hebt.

Die Schwimmken­ntnisse von Katzen hingegen würden oft unterschät­zt: „Katzen traut man es meist nicht zu, aber sie sind gute Schwimmer“, sagt Slotta-Bachmayr. Zwar stimme es, dass sie lieber außen herumgehen, wenn sie die Wahl haben; wenn es sein muss, gehen sie aber auch hinein. Das erfuhr er auch in seiner Forschungs­arbeit, wo er u. a. die Wiederansi­edlung der Europäisch­en Wildkatze wissenscha­ftlich begleitet: Lang sei man von der Donau als Barriere für die Tiere ausgegange­n – bis bayrische Forscher belegten, dass die Katzen durch den Strom schwimmen.

Slotta-Bachmayr erforscht darüber hinaus auch das Verhalten von Hunden. In einem gemeinsame­n Projekt mit der Polizei untersucht­e er, gefördert vom Technologi­eministeri­um, eine neue Ausbildung für Diensthund­e. Dabei war außerdem interessan­t, wie sehr die Polizeiarb­eit die Tiere belastet. Zentrales Ergebnis: „Die Tiere müssen nicht öfter zum Tierarzt und werden genauso alt wie Familienhu­nde“, sagt der Forscher.

„Katzen traut man es meist nicht zu, aber sie sind gute Schwimmer.“Leopold SlottaBach­mayr, Zoologe

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