Wie gut können Säugetiere schwimmen?
Wenn es sein muss, kann fast jeder Vierbeiner schwimmen. Der Mensch und andere große Affenarten müssen es erst lernen.
Was passiert eigentlich, wenn ein Vierbeiner ins Wasser fällt? „Fast alle Säugetiere können schwimmen. Sie gehen nicht unter, wenn sie in einem stillen Gewässer landen“, sagt der Zoologe Leopold Slotta-Bachmayr von der Universität Salzburg. Fast alle? „Der Mensch und andere große Primaten wie Orang-Utan, Gorilla oder Schimpanse müssen es erst lernen.“
Das gilt – ausgerechnet – auch für den durch seinen Körperbau eigentlich perfekt ans Wasser angepassten Fischotter. Die Jungen scheuen bei ihrem ersten Ausflug aus dem Bau das Wasser. Die Mutter wirft sie hinein und startet so den Schwimmunterricht. Immerhin sind deren Voraussetzungen dann ideal: Wie beim Biber ermöglichen die Schwimmhäute zwi- schen den Beinen einen besseren Vortrieb. Mit dem Schwanz können die Tiere außerdem lenken oder zusätzlich antauchen.
Schwerer hat es da schon die Giraffe mit ihren langen Beinen: „Käme sie in so tiefes Wasser, dass der Kopf nicht mehr herausschaut, würde sie auch nicht mehr schwimmen können“, so Slotta-Bachmayr. Eine Situation, in die das Steppentier aber wohl ohnehin kaum gerät.
Flusspferd mit perfekter Figur
Was braucht es also, um an der Oberfläche zu bleiben? Ein gutes MasseVolumen-Verhältnis, denn das bestimmt den Auftrieb. Die perfekte Figur dazu hat das Flusspferd: Sein Körperbau entspricht einer Tonne mit vier kurzen Beinen, dadurch könne es fast nicht untergehen, sagt der Zoologe. Die Stummelbeine erschweren ihm die Fortbewegung aber. „Meist läuft ein Flusspferd unter Wasser und nur Nasenlöcher, Augen und Ohren schauen heraus, oder es springt Richtung Oberfläche.“Generell haben Säugetiere einen Vorteil: Die Tasthaare an der Schnauze helfen ihnen bei der Orientierung, sie können die Augen unter Wasser schließen.
Und wie sieht es bei weniger exotischen Tieren aus? „Hunde können schwimmen, die Frage ist eher, ob sie sich auch trauen“, erzählt SlottaBachmayr. Er selbst besitzt einen alten Hund, der das Wasser liebt, und einen jungen, der winselnd am Ufer sitzen bleibt. „Würde er sich überwinden, würde er aber nicht ertrinken.“Allerdings erschwert der Schwimmstil manchem Tier das Vorankommen: etwa wenn ein Hund die Pfoten unter Wasser zu hoch hebt.
Die Schwimmkenntnisse von Katzen hingegen würden oft unterschätzt: „Katzen traut man es meist nicht zu, aber sie sind gute Schwimmer“, sagt Slotta-Bachmayr. Zwar stimme es, dass sie lieber außen herumgehen, wenn sie die Wahl haben; wenn es sein muss, gehen sie aber auch hinein. Das erfuhr er auch in seiner Forschungsarbeit, wo er u. a. die Wiederansiedlung der Europäischen Wildkatze wissenschaftlich begleitet: Lang sei man von der Donau als Barriere für die Tiere ausgegangen – bis bayrische Forscher belegten, dass die Katzen durch den Strom schwimmen.
Slotta-Bachmayr erforscht darüber hinaus auch das Verhalten von Hunden. In einem gemeinsamen Projekt mit der Polizei untersuchte er, gefördert vom Technologieministerium, eine neue Ausbildung für Diensthunde. Dabei war außerdem interessant, wie sehr die Polizeiarbeit die Tiere belastet. Zentrales Ergebnis: „Die Tiere müssen nicht öfter zum Tierarzt und werden genauso alt wie Familienhunde“, sagt der Forscher.
„Katzen traut man es meist nicht zu, aber sie sind gute Schwimmer.“Leopold SlottaBachmayr, Zoologe