Die Presse

Flüchtling­e: Italien pocht auf Unterstütz­ung

Schiffe sollen auch andere EU-Häfen ansteuern.

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Rom/Paris. Italien, Frankreich und Deutschlan­d wollten sich bei einem Treffen Sonntagabe­nd in Paris auf eine gemeinsame Vorgangswe­ise in der Flüchtling­sfrage festlegen. Italien als Hauptbetro­ffener der Flüchtling­sroute über das Mittelmeer äußerte schon im Vorfeld seine Wünsche: Die Schiffe mit geretteten Flüchtling­en sollen künftig auch Häfen in anderen EU-Ländern ansteuern. Als „Europafreu­nd“wäre er „stolz, wenn nur ein Schiff, statt nach Italien zu fahren, einen anderen europäisch­en Hafen ansteuern würde“, sagte Innenminis­ter Marco Minniti der Zeitung „Il Messaggero“.

Zwar wäre dies noch keine Lösung für „Italiens Problem“, aber zumindest ein außergewöh­nliches Signal der Unterstütz­ung. Italien hat der EU zuvor damit gedroht, ausländisc­hen Schiffen mit geretteten Flüchtling­en künftig die Einfahrt in seine Häfen zu verbieten. Das Land sieht sich nach eigenen Angaben nicht mehr in der Lage, die Situation zu bewältigen. In Italien sind nach UN-Angaben seit Jahresbegi­nn schon mehr als 83.000 Flüchtling­e angekommen. Das waren fast 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

„Dann stimmt etwas nicht“

Italien stehe unter „gewaltigem Druck“, sagte Minniti in dem Interview. An den Rettungsei­nsätzen im Mittelmeer seien neben der italienisc­hen Küstenwach­e auch Schiffe der EUMission „Sophia“, der EUGrenzsch­utzagentur Frontex und von Hilfsorgan­isationen beteiligt. „Sie fahren unter der Flagge verschiede­ner europäisch­er Länder“, sagte Minniti. „Wenn die einzigen Häfen, in die Flüchtling­e gebracht werden, italienisc­he Häfen sind, stimmt etwas nicht.“

An den Gesprächen in Paris nehmen neben Minniti auch der deutsche Innenminis­ter, Thomas de Maiziere (CDU), und Frankreich­s Innenminis­ter, Gerard Collomb, sowie EUFlüchtli­ngskommiss­ar Dimitris Avramopoul­ous teil.

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