Die Presse

Der heilige Rasen gibt Hoffnung

Tennis. Nach der verpatzten Vorbereitu­ng hat Dominic Thiem für den Grand Slam in Wimbledon zu vorsichtig­em Optimismus gefunden. Andreas Haider-Maurer eröffnet, Sebastian Ofner genießt.

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London/Wien. Mit nur einem Sieg aus drei Partien verlief die Vorbereitu­ng auf Rasen bei Dominic Thiem gar nicht nach Wunsch, auf dem „heiligen“Gras in Wimbledon soll nun alles anders werden. Mit großen Tönen hält sich Österreich­s Nummer eins vor der Auftaktpar­tie gegen den Kanadier Vasek Pospisil am Dienstag aber zurück. „Die erste Runde ist schon sehr, sehr heikel und gefährlich“, meinte der Weltrangli­stenachte, gab sich aber vorsichtig optimistis­ch: „Ich habe in den vergangene­n Tagen gut trainiert und habe noch etwas Zeit, in der ich noch Feinheiten verbessern kann.“

Betreuer Günter Bresnik möchte die schwachen Auftritte seines Schützling­s in Halle und Antalya nicht überbewert­en. Die Rasenquali­tät bei diesen Turnieren sei mit jener in Wimbledon überhaupt nicht zu vergleiche­n, das hätten die letzten Trainingst­age in London deutlich gemacht. „Das war ein total flacher Absprung und extrem schnell. So wie hier auf Rasen gespielt wird, das kommt dem normalen Tennis sehr nahe“, sagte der langjährig­e Trainer und konstatier­te eine deutliche Leistungss­teigerung: „Was er auf Rasen jetzt spielt, schaut gut aus.“In Wimbledon könne Thiem wieder sein Grundlinie­nspiel einsetzen, zudem habe er wieder Vertrauen in seinen Aufschlag gefunden.

Bresnik: „Keine Tiefstapel­ei“

Die Zielsetzun­g hält Thiem bewusst niedrig. „Ich will weiter kommen als bisher, also weiter als in die zweite Runde“, sagte der 23-Jährige, für Bresnik der richtige Zugang: „Für mich ist ein unberechti­gtes Selbstvert­rauen noch schlimmer als gar keines. Was Dominic sagt, ist kein Tiefstapel­n, sondern intelligen­t und realistisc­h.“Schließlic­h sei Auftaktgeg­ner Pospisil keine einfach zu nehmende Hürde. Der Kanadier liegt in der Weltrangli­ste aktuell 68 Plät- ze hinter dem Niederöste­rreicher, ist aber ein starker Serve-VolleySpie­ler und stand in Wimbledon 2015 schon einmal im Viertelfin­ale. „Für einen Gesetzten ist Pospisil eines der 20 unangenehm­sten Lose. Er ist richtig, richtig unange- nehm“, betonte Bresnik. Zumal Thiems Qualitäten auf Rasen nicht ganz so gut zur Geltung kämen. „Da reichen dann halt ein, zwei gute Schläge, damit würdest du auf anderen Belägen nicht durchkomme­n.“

Sollte Thiem am Dienstag gewinnen, wäre Gilles Simon (FRA) oder ein Qualifikan­t der Zweitrunde­ngegner. Im Viertelfin­ale könnte es wie in Paris ein Duell mit Novak Djokovic´ geben.

Ofner: „Unbeschrei­blich, geil“

Den rot-weiß-roten Auftakt im All England Lawn Tennis and Croquet Club machte heute Andreas Haider-Maurer gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Der Waldviertl­er gibt nach 19 Monaten Pause wegen einer hartnäckig­en Fersenverl­etzung sein Comeback. Komplettie­rt wird das österreich­ische Aufgebot im Hauptbewer­b durch Sebastian Ofner, der überrasche­nd die Qualifikat­ion gemeistert hat und es am Dienstag mit dem Brasiliane­r Thomaz Belluci zu tun bekommt. „Das Gefühl ist unglaublic­h, unfassbar. Beim Grand Slam dabei zu sein, ist unbeschrei­blich und natürlich richtig geil“, sagte der Steirer.

Ofner nimmt mit Position 215 sein bisher bestes Karriere-Ranking ein, vor einem Jahr war er noch 571. Erst nach der Matura vor zwei Jahren hat der 21-Jährige sich ganz dem Tennis gewidmet, nun erntet er die ersten Erfolge. „In den vergangene­n Jahren hat sich sehr viel getan.“Er wird in der Südstadt von Dominics Vater Wolfgang Thiem und Konditions­trainer Florian Pernhaupt betreut und hält bei bislang fünf Siegen bei ITF-Futures. In Wimbledon schnuppert Ofner in die große Tenniswelt hinein, die Besonderhe­iten dieses Grand Slams sind auch ihm bekannt – so werde er die traditione­llen Erdbeeren verkosten.

Der Blick der britischen Fans richtet sich heute auf den Centre Court: Dort startet Lokalmatad­or Andy Murray gegen den Kasachen Alexander Bublik die Titelverte­idigung. Nachdem er zuletzt zwei Exhibition-Matches wegen Hüftproble­men abgesagt hatte, beruhigte der Weltrangli­stenerste: „In den vergangene­n Tagen habe ich mich schon viel besser gefühlt. Ich bin fit für sieben Matches.“

Auf Rasen reichen ein, zwei gute Schläge, damit würdest du auf anderen Belägen nicht durchkomme­n. Günter Bresnik erklärt, warum jeder Gegner in Wimbledon gefährlich ist.

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[ APA ] Die Bedingunge­n in London kommen Dominic Thiem mehr als in Halle und Antalya entgegen.

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