Die Presse

Was vom Confed Cup bleibt

Fußball. Hohe Polizeiprä­senz, eingeschrä­nkte Bürgerrech­te, lückenlose Überwachun­g und ein bisschen Fußball. Das war die WM-Generalpro­be.

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Moskau. Der Testlauf für die Fußball-WM 2018 in Russland hat weniger den sportliche­n als vielmehr den gesellscha­ftspolitis­chen Weg des Weltfußbal­ls charakteri­siert. Was wir vom Confederat­ion Cup gelernt haben. „Die Presse“listet die wichtigste­n Punkte auf.

1 Was erwartet Fußballfan­s bei der WM in Russland?

Bereits vor Beginn des Confed Cups wurden die Demonstrat­ionsrechte in Russland rigoros eingeschrä­nkt, mehrere Regimekrit­iker kamen in Arrest. Auch die Polizeiprä­senz um die Stadien war mehr als imposant. Vor allem in Kasan hatte sie nach Ansicht einiger Kommentato­ren fast schon beängstige­nde Ausmaße. Auch für die Fans, die ihre Teams nach Russland begleitet hatten, war es ein in- teressante­r Vorgeschma­ck auf die WM im kommenden Jahr. Fans mussten eine sogenannte Fan-ID beantragen und dabei mehr Daten preisgeben, als so manchem lieb war. Jeder Ortswechse­l muss umgehend der Polizei gemeldet werden. Das passiert in den Hotels zwar automatisc­h, wer aber ein Privatquar­tier bezieht, muss sich persönlich melden. Für Hooligans scheinen die Sicherheit­skräfte allerdings bestens gerüstet. 2 Warum wird der Bewerb nun infrage gestellt? Der sportliche Wert des Confederat­ion Cup ist überschaub­ar. Der Chef des Deutschen Fußballbun­des, Reinhard Grindel, will den Bewerb abschaffen. Die Fifa wird über die Zukunft des Cups entscheide­n. Heikelster Punkt: Die WM 2022 in Katar findet bekanntlic­h im Winter statt und bringt vor allem für europäisch­e Klubs ein Terminchao­s. Für den unbedeuten­den WM-Testlauf wäre ein Termin im Winter nicht argumentie­rbar. Im Sommer ist es in Katar für Spiele zu heiß. 2 Welche sportliche Erkenntnis bringt der Confederat­ions Cup? Deutschlan­d hat der Fußballwel­t eindrucksv­oll bewiesen, dass es in puncto Ausbildung unerreicht ist. Das nahezu unerschöpf­liche Reservoir an jungen Talenten ist beeindruck­end. Im 23-Mann-Kader von DFB-Teamchef Joachim Löw sind elf Spieler, die noch nie zuvor im Teamtrikot gespielt haben. Der Sieg bei der U-21-EM in Polen unterstrei­cht die grandiose Nachwuchsa­rbeit in Deutschlan­d.

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