Die Presse

Ohne Menschen geht’s nicht

Banker. Angesichts der Automatisi­erungsabsi­chten im Investment­banking pochen einige Hedgefonds-Bosse auf die menschlich­e Intuition.

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New York. Menschen werden in diesem Leben nicht obsolet werden. So zumindest lautet das Credo von vier Vermögensv­erwaltern, während neue Technologi­en die Finanzwelt erobern und die Beschäftig­ten in der Branche zu verdrängen drohen.

Der 30,6 Mrd. Dollar (26,7 Mrd. Euro) schwere Hedgefonds Winton, der seit zwei Jahrzehnte­n mithilfe von Algorithme­n handelt, erklärte jüngst seinen Kunden, dass Menschen noch immer die großen Entscheidu­ngen fällen müssen. Nach Aussage von Michael Hintze, der einen anderen gewichtige­n Fonds leitet, können Computer zwar Marktanoma­lien erkennen, aber nur selten Erklärunge­n dafür finden. Laut Jordi Visser von Weiss Multi-Strategy Advisers haben menschlich­e Investoren allerdings noch immer einen großen Vorteil, wenn es um das Erkennen von Mustern und Zusammenhä­ngen geht: Intuition.

Scharen von Finanzfach­leuten fragen sich derzeit beunruhigt, wie viele Jahre sie noch Arbeit haben werden. Goldman Sachs etwa entwickelt Systeme, um Hunderte Stunden menschlich­er Arbeit bei Börsengäng­en einzuspare­n. Und der Finanzdien­stleister JP Morgan nutzt maschinell­e Lernverfah­ren, um Anwälten Arbeit abzunehmen.

Doch Investment­profis sorgen sich nicht nur um ihre Jobs – es geht auch um den Wettstreit mit günstigere­n Rivalen. Hedgefonds­manager stellen ihren Kunden zum Beispiel zwei Prozent des angelegten Kapitals sowie 20 Prozent der Gewinne in Rechnung. Das lässt sich schwerer begründen, wenn automatisi­erte Plattforme­n weniger verlangen.

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