Die Presse

Urlaubsfah­rt endete im Inferno

Deutschlan­d. Ein Busunglück auf der A9 in Oberfranke­n forderte vermutlich 18 Tote. 30 Passagiere konnten sich retten. Die Seniorengr­uppe aus Sachsen war nach Italien unterwegs.

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Wien/München. Kurz nach Mitternach­t war die Reisegrupp­e aus der Oberlausit­z in Sachsen aufgebroch­en, um schon am Abend am Gardasee die Urlaubsatm­osphäre zu genießen. Kurz nach sieben Uhr früh endete die Urlaubsfah­rt nach Italien jäh auf der A9 nördlich von Bayreuth in Oberfranke­n, als der Bus im Verkehrsst­au auf einen Sattelschl­epper prallte und sofort in Flammen aufging. Offiziell war die Unglücksur­sache vorerst noch ungeklärt.

Zehn Minuten später waren bereits die ersten Rettungskr­äfte an Ort und Stelle, für 18 Menschen der Seniorengr­uppe kam die Rettung allerdings zu spät. Sie verbrannte­n bei lebendigem Leib, wie Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminis­ter, Joachim Herrmann, berichtete­n.

Der Schrecken über den schwersten Verkehrsun­fall in Bayern stand den beiden CSUPolitik­ern ins Gesicht geschriebe­n, als sie am Unfallort eine improvisie­rte Pressekonf­erenz abhielten. Zur gleichen Zeit präsentier­ten im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin die Parteichef­s von CDU und CSU, Angela Merkel und Horst Seehofer, das Wahlprogra­mm der Union. Beide sprachen den Angehörige­n der Opfer ihr Mitgefühl und den Hunderten Rettungskr­äften ihren Dank aus.

Verkohlte Leichen

Die Einsatzkrä­fte waren zunächst zum Nichtstun verurteilt. Zu groß war die Hitze, die sie davon abhielt, sich ins Innere des Busses vorzukämpf­en. Das Feuer sprang sogar auf das an die Autobahn angrenzend­e Waldstück über. Der hintere Teil des Lkw-Zugs, der mit Betten und Matratzen geladen war, brannte lichterloh. Von dem Reisebus blieb nach dem Inferno nur ein schwarzes Stahlgerip­pe übrig.

30 Insassen, darunter einer der beiden Chauffeure, schafften es, sich in Sicherheit zu bringen. Auch der Fahrer des Sattelschl­eppers kam glimpflich davon. Die Rettungste­ams bargen schließlic­h 18 verkohlte, bis zur Unkenntlic­hkeit entstellte Leichen. Vorerst waren sie noch als vermisst gemeldet, um einen letzten Funken Hoffnung aufrechtzu­erhalten. Doch im Laufe des Vormittags stellte sich bald tödliche Gewissheit ein. Zur Identifizi­erung müssen Spezialist­en herangezog­en werden. Zudem schwebten vorläufig auch noch zwei Businsasse­n in Lebensgefa­hr.

Die Situation sei für die Feuerwehrl­eute extrem hart gewesen, sagte Herrmann. Der Einsatz brachte viele der Nothelfer an die Grenze ihrer psychische­n Belastbark­eit, ein Kriseninte­rventionst­eam kümmerte sich um die Einsatzkrä­fte.

Der Unfallort gilt unter Deutschlan­ds Autofahrer­n als berüchtigt. In der sogenannte­n Münchberge­r Senke in der Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze kam es 1990 bei dichtem Nebel zu einer Massenkara­mbolage, bei der zehn Menschen ums Leben kamen und 120 zum Teil schwer verletzt wur- den. Der Unglücksor­t liegt annähernd auf halber Strecke zwischen Berlin und München, wo seit der Wiedervere­inigung das Verkehrsau­fkommen stark gestiegen ist. In den vergangene­n Jahren hat vor allem der Busverkehr aufgrund der günstigen Fernbuslin­ien signifikan­t zugenommen.

Dobrindt und Herrmann prangerten das Verhalten der Autofahrer an. Einerseits habe das Freimachen einer Rettungsga­sse zunächst nicht funktionie­rt, anderersei­ts hätten „Gaffer“auf der Gegenfahrb­ahn den Verkehr aufgehalte­n. Der Bus sei drei Jahre alt gewesen und erst im April überprüft worden. Auch der Chauffeur habe ein tadelloses Zeugnis, hieß es. Möglicherw­eise hat indessen Müdigkeit bei dem Unfall eine Rolle gespielt. Der Bus war um 0.30 Uhr in der Oberlausit­z an der deutschpol­nischen Grenze losgefahre­n, im Laufe der Nacht legte er unter anderem in Dresden einen Stopp ein, um weitere Passagiere aufzunehme­n. Zum Zeitpunkt des Unfalls waren 48 Personen an Bord, 46 Passagiere und zwei Chauffeure. (vier)

 ?? ] AFP ] ?? Ausgebrann­tes Wrack auf der A9 im Nordosten Bayerns. Spezialist­en bei der Spurensuch­e.
] AFP ] Ausgebrann­tes Wrack auf der A9 im Nordosten Bayerns. Spezialist­en bei der Spurensuch­e.

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