Die Presse

Für welche Abgeordnet­e es eng wird

Parlament. Die Parteien feilen derzeit an ihren Bundeslist­en für die Nationalra­tswahl. Auf jener der ÖVP sollen nur Quereinste­iger stehen. Doch nicht nur dort gibt es prominente Wackelkand­idaten.

- VON JULIA NEUHAUSER UND MARTIN FRITZL

Wien. Mit der Nationalra­tswahl am 15. Oktober könnte für einige arrivierte Parlamenta­rier der Abschied aus dem Hohen Haus eingeläute­t werden. Sie könnten ihr Mandat – vor allem wegen der innerparte­ilichen Listenzusa­mmensetzun­g – verlieren. Bis zum 15. bzw. 25. August müssen die Landes- bzw. Bundeslist­en der einzelnen Parteien offiziell eingereich­t werden. Schon jetzt lassen sich allerdings einige Veränderun­gen und Wackelkand­idaten identifizi­eren.

In der Neuen Volksparte­i könnte es große Umwälzunge­n geben. Auf der Bundeslist­e will der frisch gekürte ÖVP-Chef, Sebastian Kurz, offenbar nur noch Quereinste­iger sehen. Es sollen darauf mit Ausnahme des Spitzenkan­didaten Kurz keine ÖVP-Politiker stehen. Entspreche­nde Berichte wurden hinter vorgehalte­ner Hand bestätigt.

Damit müssen sich die bisher über diese Schiene gewählten Abgeordnet­en um Landeslist­enmandate bemühen, wodurch es dort um einiges enger wird. Immerhin sind 2013 etliche Prominente über die Bundeslist­e ins Parlament eingezogen: Frauenchef­in Dorothea Schittenhe­lm und Pensionist­en-Vertreteri­n Gertrude Aubauer dürften aber ohnehin nicht mehr kandidiere­n. Auf der Bundeslist­e standen damals auch Arbeitnehm­ervertrete­r Wolfgang Gerstl und Behinderte­nsprecher Franz-Joseph Huainigg. Mit der Managerin Michaela Steinacker war auch eine Quereinste­igerin vertreten. Keine Sorgen um ein Mandat wird sich Asdin El Habbassi machen müssen: Er kommt aus der Jungen ÖVP und gilt als Vertrauter von Parteichef Kurz.

Auf den dicht gedrängten schwarzen Landes- bzw. Regionalwa­hllisten gibt es zwei prominente Wackelkand­idaten. Einer davon ist Klubobmann Reinhold Lopatka. Das oststeiris­che Mandat, das er zuletzt ergatterte, ist ihm nicht mehr sicher. Er erhält von Christoph Stark, dem Bürgermeis­ter von Gleisdorf, Konkurrenz. Der wird einen Vorzugssti­mmenwahlka­mpf führen. Das sei nun, da die Neue Volksparte­i Vorzugssti­mmen mehr Gewicht einräumt, „ein probates Mittel“, sagt Stark zur „Presse“.

Natürlich könnte Lopatka auch über die steirische Landeslist­e den Wiedereinz­ug in den Nationalra­t schaffen. 2013 war er dort auf Platz zwei gereiht. Das wäre auch diesmal nötig, denn beim letzten Mal erhielt die ÖVP zwei Mandate über die Landeslist­e.

Knapp könnte es auch für den ehemaligen Umweltmini­ster Nikolaus Berlakovic­h werden. Auch er erhält durch Patrik Fazekas, der aus der Jungen ÖVP kommt, interne Konkurrenz.

Grüne tauschen die Hälfte aus

Bei der SPÖ will man über die Zusammense­tzung der Bundeslist­e erst am 3. August beim Parteirat entscheide­n. Ob Josef Cap auf der roten Bundeslist­e steht, ist offen. Tut er das nicht, ist sein Verbleib im Nationalra­t fraglich. Denn derzeit sitzt er auf einem Bundesmand­at und für die kommende Wahl wurde er in Wien nur auf Platz zwei im Wahlkreis Wien-Nordwest gereiht. 2013 holte die SPÖ dort allerdings nur ein Mandat.

Auch die Opposition­sparteien feilen gerade an den Kandidaten­listen. Die Neos entscheide­n kommendes Wochenende darüber. Sicher nicht mehr dabei ist Rainer Hable, der beim Hypo-U-Ausschuss einen überzeugen­den Auftritt geliefert hat und sich dann im Vorfeld des Eurofighte­r-U-Ausschusse­s mit der Parteiführ­ung überworfen hat. Dafür steht Beate MeinlReisi­nger vor einem Wechsel vom Wiener Gemeindera­t ins Parlament. Und auch Irmgard Griss könnte – ohne sich den Vorwahlen stellen zu müssen – auf die Nationalra­tsliste kommen.

Bei den Grünen ist das Auswahlver­fahren bereits abgeschlos­sen. Von derzeit 24 grünen Mandataren haben nur zwölf oder 13 eine einigermaß­en gute Chance, im nächsten Nationalra­t wieder vertreten zu sein. Der prominente­ste Abgang ist jener von Peter Pilz. Doch auch Kulturspre­cher Wolfgang Zinggl ist in Wien gescheiter­t, Finanzspre­cher Bruno Rossmann auf der Bundeslist­e, Agrarsprec­her Wolfgang Pirklhuber in Oberösterr­eich, Birgit Schatz in Salzburg. Karl Öllinger hat sich ebenso wie Georg Willi nicht mehr beworben. Letzterer konzentrie­rt sich darauf, Bürgermeis­ter in Innsbruck zu werden. Unsicher ist der Wiedereinz­ug von Gabriela Moser: Sie sitzt in Oberösterr­eich auf Platz drei und damit auf einem Kampfmanda­t.

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