Die Presse

Wovon der Erfolg eines Kinofilms wirklich abhängt

- VON KÖKSAL BALTACI E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

Es

gibt nicht viele Gründe, sich im Sommer schlechtes Wetter zu wünschen. Wer profitiert schon von Regen und kühlen Temperatur­en? Taxifahrer vielleicht. Oder Thermalbäd­er. Museen ganz sicher. Kinos auch? Ist die Hoffnung von Regisseure­n auf Schlechtwe­tter rund um den Start ihres Films berechtigt? Darüber haben sich schon viele Filmwissen­schaftler (das gibt es wirklich) den Kopf zerbrochen und sind zum Schluss gekommen: Nein. Natürlich ist schönes Wetter eine dankbare Ausrede für einen Flop, aber tatsächlic­h entscheide­n über Erfolg oder Misserfolg eines Streifens im Wesentlich­en nur zwei Dinge: grundlegen­des Interesse am Stoff und Mundpropag­anda. Nichts ist mächtiger als diese beiden Faktoren – weder die Rezensione­n in den Medien noch die parallel startende Konkurrenz noch die Werbung durch Plakate, Inserate und TV-Spots.

Der Effekt von Mundpropag­anda liegt auf der Hand – am meisten vertraut man jemandem, auf dessen Filmgeschm­ack man sich verlassen kann. Auf Empfehlung­en im Freundeskr­eis sind sicher die Hälfte aller Besucher im Kino zurückzufü­hren. Der Großteil der anderen Hälfte ist dem grundlegen­den Interesse zu verdanken. Das kann die Handlung ebenso betreffen wie die Hauptdarst­eller und das Genre – zumeist ist es die Kombinatio­n daraus. Das geht so weit, dass Hollywoods­tudios im Vorfeld des Kinostarts sogar Umfragen nach dem Interesse des Publikums an einem Film durchführe­n, um beispielsw­eise die Anzahl der Kinos bzw. Säle, in denen der Film anläuft, anzupassen. Ist das Interesse besonders hoch, läuft der Film in mehr Kinos und Sälen, ist es besonders niedrig, werden Vorstellun­gen auch schon einmal kurzfristi­g gecancelt.

Wenn man bedenkt, dass diese beiden Faktoren von den Studios kaum zu beeinfluss­en sind (abgesehen von der Wahl der Hauptdarst­eller), erscheint es umso logischer, dass kommerziel­le Erfolge nicht geplant werden können. Sonst gäbe es ja nur Hits. Schön zu wissen, dass man als Publikum immer das letzte Wort hat.

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