Ein Twitterkönig auf dem Weg nach gestern
Der kommende G20-Gipfel verheißt gefährliche Rückschritte.
D er G20-Gipfel vom kommenden Wochenende wirft in Hamburg erste (Schlag-)Schatten voraus: Die Chaoten, die den Gipfel der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen verhindern wollen, liefern sich erste Scharmützel mit der Polizei.
Dabei wird ihr Protest immer sinnloser: Die Gegenseite beginnt ja schon, sich den Chaotenanliegen anzunähern. Etwa die Sache mit dem unter Linken so verpönten Freihandel: Zumindest vier G20-Staaten haben im Vorjahr große Schritte in Richtung Protektionismus gesetzt. Und mit China, Russland, Indien und den USA waren es nicht gerade die Kleinsten.
Da wundert es ein wenig, wenn die deutsche Bundeskanzlerin als Gastgeberin einen „nachhaltigen Aufschwung“beschwört. Was wir jetzt sehen, ist ja noch nicht nachhaltig, sondern von in der Geschichte beispiellosen Interventionen der Notenbanken befeuert.
Natürlich hoffen wir alle, dass der Aufschwung bald selbsttragend wird. Dazu bedarf es allerdings eines Umfelds, wie wir es in den alten Zeiten der Prosperität gesehen haben: Um (zweifellos vorhandene) Auswüchse bereinigten Freihandel, gesellschaftliche Öffnung, Liberalität. Kurz: ein Klima, das Unternehmertum und Innovation befeuert. D as Beunruhigende ist, dass die Welt in genau die entgegengesetzte Richtung geht: In den großen außereuropäischen Wirtschaftsnationen geht der Weg zurück in den Protektionismus einher mit einer Poolarisierung des gesellschaftlichen Klimas, mit Einschränkungen der Pressefreiheit, mit Druck auf oder gar mit konkreter Verfolgung von Andersdenkenden. Dass dabei auch nur global bewältigbare Themen wie der Klimaschutz unter die Räder kommen, ist nur konsequent.
Das hat viel mit handelnden Personen in mächtigen Ländern zu tun. Etwa mit dem Twitterkönig im Weißen Haus oder mit seltsamen Potentaten wie dem saudischen König, der im 21. Jahrhundert nicht ohne seinen Thron auf Reisen geht. Aber nicht nur. Hier entsteht gerade ein gesellschaftlich und ökonomisch sehr gefährlicher Retro-Mix. Dagegen sollte sich wenigstens Europa querlegen.