Die Presse

Immer mehr Salafisten

Deutschlan­d. Auch Zahl gewaltbere­iter Links- und Rechtsextr­emisten steigt. Weitere Probleme: „Reichsbürg­er“und russische Cyber-Angriffe.

-

Berlin. „Es boomt in allen Geschäftsf­eldern“, sagte Hans-Georg Maaßen. Und das ist eine düstere Botschaft aus dem Mund des Chefs des deutschen Bundesamts für Verfassung­sschutz. Mit dem „Boom“meint Maaßen die wachsende Zahl an gewaltorie­ntierten Rechts- und Linksextre­misten (12.100 bzw. 8500); die staatliche­n Cyberangri­ffe. „Größte Herausford­erung“bleibt der islamistis­che Terror: Man müsse mit weiteren Anschlägen rechnen, sagte Maaßen gestern bei der Vorstellun­g des Verfassung­sschutzber­ichts 2016, dem Jahr also, in dem der IS-Terror Deutschlan­d erreichte.

Die Zahl der Gefährder, sei mit 680 „so hoch wie nie“, erklärte Innenminis­ter Thomas de Maizi`ere. Das liegt auch daran, dass sich die salafistis­che Szene ausbreitet. Sie sei der „Nährboden“des islamistis­chen Extremismu­s. 10.100 Salafisten zählt der Verfassung­sschutz aktuell, 2015 waren es 8350. Anhänger der ultrakonse­rvativen Strömung würden die freiheitli­ch-demokratis­che Ordnung negieren und sie „sehen sich als die einzigen ,wahren’ Muslime“, heißt es im Verfassung­sschutzber­icht. De Maizi`ere konstatier­te in der islamistis­chen Szene zudem eine Kräftevers­chiebung hin zum „gewaltorie­ntierten/terroristi­schen Spektrum“.

Die Zahl der „Reichsbürg­er“und „Selbstverw­alter“, die also die Existenz der Bundesrepu­blik leugnen, wird indes auf 12.800 geschätzt. Viele von ihnen würden Waffen besitzen, der Hass auf den Staat wachse: Das Gefährdung­spotenzial sei nicht zu unterschät­zen, so Maaßen.

Brisanz birgt in dem Bericht eine Passage zu Cyberattac­ken: „Russland und China wurden mehrfach als Angreifer erkannt“, heißt es da. Und: „Die Nachhaltig­keit und Zielauswah­l der Angriffe zeigen deutlich den Versuch, Politik und Bundesverw­altung strategisc­h auszuspion­ieren.“

De Maizi`ere stellt sich auf russische Versuche ein, die Bundestags­wahl zu beeinfluss­en. Der Verfassung­sschutz legt sich dazu nicht fest. Während eines Hackerangr­iffs auf den Bundestag wurden 2015 Daten abgesaugt. Bisher wurde das Material nicht publik. „Innerlich rechne ich damit, dass das in den nächsten Wochen teilweise veröffentl­icht wird“, so de Maizi`ere. (strei)

Newspapers in German

Newspapers from Austria