Die Presse

Steirische­r SPÖ-Chef entmachtet sich

Rochade. Der Rückzug von Vizelandes­hauptmann Schickhofe­r löst Spekulatio­nen um die Strategie der Landespart­ei und einen Machtkampf mit Minister Leichtfrie­d aus.

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Graz/Wien. Nur der Verzicht der SPÖ auf den Landeshaup­tmannposte­n im Juni 2015 zugunsten von ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhö­fer hat in der steirische­n Landespoli­tik für ähnliches Aufsehen gesorgt. Vizelandes­hauptmann SPÖ-Landeschef Michael Schickhofe­r hat am Dienstag überrasche­nd seinen Rückzug als Finanzrefe­rent der steirische­n schwarz-roten Regierungs­koalition verkündet. In der SPÖ-Riege folgt ihm Anton Lang nach, der in Leoben schon Finanzstad­trat war.

Schickhofe­r selbst begründete seinen ungewöhnli­chen Schritt, mit dem er seine Kompetenze­n in der Landesregi­erung beschneide­t, im Gespräch mit der „Presse“so: „Es geht um eine optimale Aufstellun­g für 2020 – mit dem Ziel, Landeshaup­tmann zu werden.“2020 stehen turnusmäßi­g die nächsten steirische­n Landtagswa­hlen auf dem Kalender. Dabei möchte die SPÖ, die 2015 trotz Stimmenver­lusten Platz eins gerettet hatte, den Landeshaup­tmannsesse­l von der ÖVP zurückzuer­obern.

Schickhofe­r betonte außerdem, dass er als steirische­r SPÖChef und Finanzrefe­rent den Finanzausg­leich als Chefverhan­dler mit dem Bund paktieren wollte. Dieser ist seit November 2016 unter Dach und Fach, mit „300 Millionen Euro mehr“für Länder und Gemeinden, wie er hervorstre­icht.

„Das braucht Zeit und Einsatz“

Auf Landeseben­e seien mit einem Doppelbudg­et und dem Finanzrahm­en bis 2021 ebenfalls die Weichen unter seiner Führung bereits gestellt worden. Nun will sich Schickhofe­r („eine strategisc­he Entscheidu­ng“) ganz auf die Regionalen­twicklung mit Projekten für die Zukunft der Steiermark für die kommenden 15 Jahre konzentrie­ren. „Das braucht Zeit und Einsatz“, argumentie­rt Schickhofe­r. Er räumt ein, dies sei „ein für Österreich mutiger Schritt“.

Ob es sich dabei nicht um eine Demontage handle? „Nein“, versichert Schickhofe­r. Denn er selbst bleibe Chef der SPÖ-Regierungs­fraktion und entscheide damit, wo die Mittel eingesetzt werden. Außerdem bleiben ihm weiter die Kompetenze­n für die Beteiligun­g des Landes, für Gemeinden und Sicherheit.

In Graz wird außerhalb er SPÖ dieses Sicht der Dinge allerdings keineswegs geteilt. Zwar wird eingeräumt, mit dem neuen Finanzland­esrat Lang komme ein enger Weggefährt­e Schickhofe­rs zum Zug. Allerdings ist die Rochade Wasser auf die Mühlen jener, die einen Machtkampf zwischen dem von ExLandesha­uptmann Franz Voves (SPÖ) inthronisi­erten SPÖLandesc­hef und Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d sehen.

Der Steirer in Wien hat nach wie vor gute Verbindung­en in seine Heimat. Dieser könnte in die Steirermar­k zurückkehr­en, falls die SPÖ nicht mehr der neuen Bundesregi­erung angehört oder Leichtfrie­d seinen Ministerse­ssel verliert.

Allerdings steht dieser Darstellun­g der Entwicklun­g ein Umstand entgegen. Es kann nicht im Interesse Schickhofe­rs sein, sich mit dem Verzicht auf das Finanzress­ort selbst zu schwächen. (ett)

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[ APA ] Michael Schickhofe­r sorgt für Überraschu­ng.

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