AUA-Chef: „Können uns neue Jets noch nicht leisten“
Expansion. Die AUA muss die für Herbst geplante Entscheidung über den Austausch der veralteten Boeing 767-Flotte verschieben, weil sie zu wenig verdient. Die Lohnrunde des Bordpersonals verspricht daher heiß zu werden.
Wien. Es wäre zu schön gewesen: Im Herbst sollte bei der AUA die Entscheidung über die Erneuerung der sechs betagten Boeing 767 Langstreckenjets fallen. Das wäre – nach der Erneuerung der Regionalflotte, dem Zugang von sieben Airbus A320 (zwei von der Mutter Lufthansa, fünf von Air Berlin) und der Erneuerung der Business Class – die mit ein bis zwei Mrd. Euro größte Investition nach der erfolgreichen Sanierung der Fluglinie. Nun ist fix, dass die Entscheidung erst 2018 fällt. Denn die AUA verdient heuer noch zu wenig – auch wenn das Geschäft nach dem katastrophalen ersten Quartal nun wieder besser läuft.
„Die Erlösstruktur ist noch nicht dort, wo wir sie für eine solche Investition brauchen“, präzisiert AUA-Chef Kay Kratky. Konkret heißt das, dass ein Betriebsergebnis von 140 Mio. Euro zumindest absehbar sein müsse – und zwar über mehrere Jahre, wie Kratky gegenüber der APA betonte. Davon ist die Fluglinie aber meilenweit entfernt. Nachdem das Betriebsergebnis im ersten Quartal von minus 29 auf minus 59 Mio. Euro abgesackt ist, wurde der Jahresausblick deutlich von 100 auf unter 65 Mio. Euro (2016) gesenkt. Möglicherweise sieht es am Ende doch besser aus, aber das reicht dennoch nicht, um die Megainvestition stemmen zu können.
In Zugzwang kommt die AUA durch die Verschiebung (noch) nicht. Denn die Boeings erreichen erst Ende 2019/Anfang 2020 das Ende ihrer Betriebszeit. Außerdem erhält die AUA im Mai 2018 eine sechste Boeing 777. Der Zugang, der schon länger geplant ist, wurde nun genehmigt.
Vor diesem Hintergrund versprechen die Gehaltsverhandlungen für die Piloten und Flugbegleiter, die im September beginnen, heiß zu werden. Denn der Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft Vida haben schon bei der Betriebsversammlung in der Vorwoche kein Hehl daraus gemacht, wohin die Reise gehen soll: Sie wollen – nach den mageren Jahren während der Sanierung – nun am Erfolg mitnaschen und verlangen eine kräftige Gehaltserhöhung.
Jeder darf Wünsche äußern
Eine Zahl will Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger erst im Herbst auf den Tisch legen. Bei der Ermittlung der Forderung beschreitet der Betriebsrat neue Wege: Die Betroffenen können noch bis Ende Juli im Rahmen einer Umfrage selbst ihre Wünsche äußern. Nach wenigen Tagen haben schon rund 1500 Mitarbeiter, also rund die Hälfte, geantwortet, berichtet Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Vida, der „Presse“.
Schwarcz nennt sehr wohl eine Zahl und weiß auch, dass er damit provoziert. „Der Lufthansa-Vorstand erhält ein Plus von 22 Pro- zent.“Eine ordentliche Steigerung müsse jedenfalls drin sein, vor allem für Flugbegleiter, die kaum mehr als den nun beschlossenen Mindestlohn von 1500 Euro verdienen würden. Sie erhielten aufgrund von All-In-Verträgen auch keine Sonn- und Feiertagszulagen.
Kratky hält den – noch nicht präzisierten – Forderungen entgegen, dass sich die AUA mit dem Ende 2013 in Kraft getretenen und im September 2016 nachjustierten Bord-Kollektivvertrag die beste Kostenstruktur im Lufthansa-Konzern geschaffen habe. „Diesen Vorteil drohen wir zu verspielen“, warnt der AUA-Chef. Angesichts der nicht zufriedenstellenden Ertragssituation und der anstehenden Investitionen dürfe die Belegschaft nicht die Erdung verlieren.
„Auch bei einem Gehaltsplus von zehn bis 15 Prozent ist die AUA noch am günstigsten“, kontert Schwarcz. Dazu habe die Gewerkschaft Vergleichsrechnungen angestellt.