Ein süßes Wahlzuckerl als Danaergeschenk
Der Mindestlohnerhöhung gehört noch der Giftzahn gezogen.
Welche Auswirkungen wird eigentlich das neulich beschlossene Wahlzuckerl Mindestlohn haben? Kostet Arbeitsplätze und verteuert Dienstleistungen, sagen die einen. Also ziemlich schädlich für den Standort. Fördert die Arbeitnehmermotivation, steigert die Produktivität und wirkt durch mehr Bares im Börserl wirtschaftsbelebend, sagen die anderen. Also ziemlich gut für den Standort.
Und was sagt die Praxis? In Deutschland, wo es den Mindestlohn seit ein paar Jahren gibt, halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Aber: Der deutsche Mindestlohn liegt mit rund 1500 Euro ziemlich deutlich unter dem österreichischen. Denn die jetzt hierzulande beschlossenen 1500 Euro Mindestlohn sind der übliche österreichische Schmäh: Sie werden, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, 14-mal ausbezahlt. Vergleicht man international, dann muss man die „Sonderzahlungen“natürlich einrechnen.
Und dann halten wir ab 2020 bei exakt 1750 Euro Mindesteinkommen. Das ist der zweithöchste Wert in Europa – hinter Luxemburg.
Das ist schon ein Brocken, der erst einmal in der Kalkulation untergebracht werden muss. Weniger in der exportorientierten Industrie, in der die Löhne im Regelfall (mit Ausnahme des Dienstleistungsexporteurs Tourismus) ohnehin darüber liegen. Und mehr in Niedriglohn-Dienstleistungssektoren, in denen auch der Spielraum kleiner ist: Ein Friseur etwa kann nicht groß rationalisieren. Er bringt die Mehrkosten in seinen Preisen unter – oder er verschwindet vom Markt. W omit wir beim Kern der Sache sind: Der hohe Mindestlohn (der nicht gerade als Magnet für ausländische Investitionen wirken wird) ist wahrscheinlich kein großes Problem – wenn den Unternehmen die Möglichkeit geboten wird, ihn beispielsweise durch mehr Flexibilität bei der Arbeitsplanung zu kompensieren.
Dieser Part ist aber leider dem Wahlkampf zum Opfer gefallen. Da wird die Gewerkschaft noch „liefern“müssen, wenn sich das Ganze nicht als Danaergeschenk für ihre Mitglieder entpuppen soll. Bis 2020 hat man für die Rückkehr zur Vernunft ja noch Zeit.