Museum statt Parlament
Gastkommentar. Aus dem Parlament sollte das Haus der Geschichte werden. Für die Abgeordneten ist ein moderner Bau geeigneter.
Aus der Ära Faymann (ein ehemaliger Bundeskanzler) sind etliche Projekte übrig geblieben, die zwar begonnen, aber nicht ganz ausgegoren, geschweige denn allgemein akzeptiert sind. Zwei davon lassen sich verschränkt abwickeln: Das Haus der Geschichte, das durch den unwürdigen Streit über Standort und Inhalt in die Nähe eines Bezirksmuseums gedrängt wurde.
Und die Rückübersiedlung des Parlaments aus seiner Flüchtlingsbaracke auf dem Heldenplatz in den Tempelbau an der Ringstraße, der als Fotomotiv für Touristen unverzichtbar, als Arbeitsplatz für zukunftsorientierte Volksvertreter eines kleinen Dienstleistungs- und Industriestaates aber zu groß und zu protzig ist.
Die langen dunklen Gänge, die selbst im Sommer frösteln machen, die hohen schmalen Türen, die überholte imperiale Marmorpracht und der als ionische Säule verkleidete Schornstein laden eher zu Intrigen und falschem Pathos ein, als zum fairen Ringen um gute Lösungen für das Land.
Ein technisch und personell bestens ausgestatteter Neubau wäre besser. Er sollte in einem demonstrativ großen Abstand vom Regierungssitz stehen, um einer allzu engen Kameraderie zwischen Legislative und Exekutive auch optisch vorzubeugen. In Abstimmung mit der überfälligen Staatsreform sollte das neue parlamentarische Diskussions- und Beratungszentrum für etwa einhundert Abgeordnete ausgelegt sein. (Am besten 99, um Pattstellungen zu vermeiden.)
Der alte Tempelbau Theophil Hansens aber ist in Fortsetzung des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen ein ideales Staatshistorisches Museum, das dem Haus der Geschichte Quartier geben würde, darüber hinaus aber ein internationales Museum für die Organisationsbemühungen der Menschheit von der Steinzeithorde bis zum Nation Building im Nahen Osten wäre.
Die Geschichte des Hauses bietet viele Anknüpfungspunkte. Es diente in seiner 134-jährigen Geschichte verschiedensten Herren:
Ider Habsburger Monarchie mit ihren „im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern“, für die es gebaut wurde,
der 1919 nach dem Ersten Weltkrieg in Saint Germain erfundenen Ersten Republik („der Rest ist Österreich“), die es mit Privatarmeen, Bürgerkrieg, Aufständen und politischen Morden mit jeder Bananenrepublik aufnehmen kann, dem Ständestaat von Engelbert Dollfuß, der Gauleitung Wien, und dann der Zweiten Republik, zunächst von Gnaden der vier Besatzungsmächte, dann unter der Fuchtel eines Zwei-Parteien-Proporzes und schließlich in den ruhigeren Bahnen einer gereiften Demokratie.
Dieses Haus ist der ideale Standort für ein internationales staatshistorisches Museum, das auch die Vereinten Nationen als Finanzier interessieren kann. Dafür international Stimmung zu machen wäre ein ideales Gesellenstück für einen jungen Außenminister.