Nach „Spargel“-Lift: Kommt in Linz die Hochhaus-Welle?
Gastkommentar. Wie in Linz gerade ein erhaltenswertes Stadtbild zersiedelt wird.
Ein als „Kunstobjekt“bezeichneter „TranszendenzAufzug“ziert nach einem internationalen Wettbewerb (Aktion „Kunst am Bau“der Bundesimmobiliengesellschaft BIG) das Dach der Kunstuniversität Linz. Ausgewählt und umgesetzt wurde es im Verantwortungsbereich des früheren Wirtschaftsministers und Vizekanzlers Reinhold Mitterlehner. Dieser Aufzug soll unter anderem „Studierenden, Linzern und Touristen neue Perspektiven auf die Stadt ermöglichen“.
Die Schlichtheit der Argumentation erinnert an das bekannte Märchen „Des Kaisers neue Kleider“des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen. Der Lift als „Kunstobjekt“über der Dachlandschaft des zentralen Stadtplatzes (Hauptplatz) weckt zusätzlich noch Assoziationen an ein U-Boot-Periskop, im Matrosenjargon „Spargel“genannt.
Anzumerken ist, dass auch das Schlossmuseum über Aussichtspunkte in Richtung Süden und Norden in annähernd gleicher Höhe verfügt. Weiters stehen der Linzer „Höhenrausch“(Holz-Aussichtsturm des oberösterreichischen Kulturquartiers), die FranzJosefs-Warte am Linzer Freinberg und der Pöstlingberg, der Wallfahrtsort und Hausberg der Linzer mit Fernsicht bis zu den Alpen, zur Verfügung.
Alles nur noch „Kunstobjekte“?
Mit der Errichtung dieses „Kunstobjekts“ergibt sich im öffentlich rechtlichen Sinn praktisch ein „Dammbruch“, auch wenn der „Transzendenz-Aufzug“verhältnismäßig schlank ist:
Einerseits können alle „gläsernen Liftanlagen“/„Glaslifte“etc. ab nun als „Kunstobjekte“(„Mehrwert“für „Kunst am Bau“) gelten. Zweitens: Da die zwei Brückenkopfgebäude unter Denkmalschutz stehen, können ab jetzt alle Besitzer und Verwalter denkmalgeschützter Objekte, denen der Aufbau von Liftanlagen bisher untersagt wurde, aufatmen. Bitte die- se Liftprojekte neu unter „Transzendenz-Aufzug“/ Stichwort „Mehrwert“– beim zuständigen Fachinspektor des Denkmalamtes in Wien einreichen. Drittens: Nach internationalen Richtlinien ist der historische Stadtkern von Linz von besonderer Bedeutung und er war unter den Bürgermeistern Franz Hillinger und Professor Hugo Schanovsky eine Schutzzone.
„Gestalterische Alleinstellung“
Das jetzige Vorgehen weist auch auf neue „Hochhausstrategien“der Stadt Linz hin, in der historische Stadtbilder „Verfügungsmasse“sind und daher schützenswerte Stadtbilder als Bedachtnahmegut generell nicht mehr existieren.
Gleiches gilt auch für die objektunabhängige, langfristige bzw. nachhaltige Planung der Stadtgestalt (Urban Design) durch die gesetzeskonforme Verwendung von Instrumenten der örtlichen Raumordnung für das gesamte Stadtgebiet beziehungsweise besonders wichtige Teile davon.
Zu nennen ist in diesem Zusammenhang der geplante „TwinTower“(Höhe 75 und 26 Meter) am Fuße des Pöstlingbergs in Linz, projektiert inmitten einer intakten Zone gründerzeitlichen Städtebaues mit Bauten der Gründerzeit und des Jugendstils.
Der „Weinturm“sollte mit anderen Hochhaus-Projekten nach Meinung von zuständigen Stadtregierungsmitgliedern die „gestalterische Alleinstellung“von Linz für die Zukunft garantieren. Für diese „gestalterische Alleinstellung“liegen auch schon von Hochhausinvestoren ausgearbeitete, (geheime?) Entwürfe vor, die eine schachbrettartige Bebauung zentraler Bereiche von Linz mit Hochhäusern vorsehen.