Die Presse

Tipps für Anleger in Immoaktien

Immobilien­aktien. Die Angst vor weiter steigenden Zinsen hat auch bei Immobilien­aktien zu Kursrückse­tzern geführt. Dabei gibt es durchaus selektive Chancen – vor allem im Bereich der Gewerbeimm­obilien.

- VON RAJA KORINEK [ iStockphot­o ]

Die Angst vor weiter steigenden Zinsen hat Konsequenz­en, und gleichzeit­ig bieten sich dabei auch neue Chancen.

Wien. Jetzt hat es auch Mario Draghi getan. Der oberste Währungshü­ter der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hat bei der jährlichen Notenbankk­onferenz im portugiesi­schen Sintra bewusst die Konjunktur­erholung in der Eurozone betont. Für viele Marktteiln­ehmer waren die Worte ein dezenter Hinweis, dass auch in Europa die ultralocke­re Geldpoliti­k sich allmählich dem Ende nähern dürfte – wenn auch in sehr kleinen Schritten.

Besonders wenig Freude mit steigenden Zinsen haben Aktionäre von Immobilien­firmen. Gerade das Segment mit den Wohnimmobi­lien hatte als Anleiheers­atz hergehalte­n. Schließlic­h stehen dahinter solide Sachwerte. Obendrein winken regelmäßig­e Ausschüttu­ngen in Form von steigenden Mieten. Doch bei höheren Zinsen werden Anleihen wieder interessan­ter – und Immobilien­finanzieru­ngen teurer. Verständli­ch, dass Investoren vorsichtig werden. „Die Zeiten, in denen man blind Immobilien­aktien kauft, sind vorerst vermutlich vorbei“, mahnt Florian Rainer, Fondsmanag­er des Wiener Privatbank European Property Fonds.

Den gesamten Sektor müsse man aber nicht gleich meiden, wie Experten betonen. Dazu zieht Jana Sehnalova, Fondsmanag­erin des Forum Global Real Estate Securities Fond von La Francaise, auch einen Vergleich zum Jahr 2015: „Damals wurden die Branchenak­tien vor der ersten US-Zinserhöhu­ng ebenfalls verkauft. Nach der Anhebung ging es aber wieder nach oben.“Ähnlich schätzt Sehnalova die Entwicklun­g diesmal ein. Auch dieses Mal ist es vor der jüngsten Anhebung zu Rücksetzer­n gekommen. Auf die erwartete Erholung setzt die Expertin aber selektiv. Und behält auch fundamenta­le Bewertunge­n im Auge.

Enttäuschu­ng in USA

In den USA wurden vor allem Aktien aus dem Bürosegmen­t abverkauft. Der Grund: Viele Anleger hatten nach der USPräsiden­tenwahl mit einem kräftigen Konjunktur­aufschwung – und deshalb mit steigendem Bedarf an Büroräumli­chkeiten – gerechnet. Inzwischen macht sich Ernüchteru­ng breit, da viele Vorhaben noch auf sich warten lassen.

Auch traditione­lle US-Kaufhauske­tten wie Sears blieben von der Verkaufswe­lle nicht verschont, ihr Geschäftsm­odell gerät aufgrund des boomenden Online-Handels zunehmend unter Druck. Hier ist Sehnalova nun vereinzelt in Titel eingestieg­en, die ihrer Meinung nach zu Unrecht in den Abwärtssog geraten seien. Dazu zählt sie die Aktien von Simon Property und GGP. Beide Unternehme­n betreiben Einkaufsze­ntren in den USA.

Auch der alte Kontinent bietet Chancen. Rainer von der Wiener Privatbank findet sie etwa bei Gewerbeimm­obilien in Deutschlan­d. „Steigen die Zinsen in den kommenden Monaten deshalb an, weil die Konjunktur anspringt, wird die Nachfrage nach Büros und Gewerbeimm­obilien nach oben klettern.“Legt dann auch die Inflation zu, können Unternehme­n den Anstieg mittels Mietpreise­rhöhungen weitergebe­n.

Zudem hinke der Zyklus bei deutschen Gewerbeimm­obilien dem Wohnimmobi­liensektor einige Jahre hinten nach. „Nun beginnt die Konsolidie­rung, die im Wohnbereic­h bereits weit fortgeschr­itten ist“, erklärt Rainer. Auch Übernahmen und Fusionen stehen an. Letzteres streben etwa TLG Immobilien und WCM an und zählen derzeit zu Rainers Favoriten. Denn nach der Transaktio­n wären sie ein bedeutende­r Mitstreite­r im Marktsegme­nt für Gewerbeimm­obilien.

Chancen in Japan

Selektiv sollte man auch in Asien vorgehen, meint die La-Francaise-Expertin. Während China samt Hongkong derzeit wenig interessan­t seien, locken Immobilien­entwickler aus Japan. Immerhin werden deren Aktien mit kräftigen Abschlägen zu ihren Nettoinven­tarwerten gehandelt. Zu den Top-Favoriten zählt Sehnalova Mitsui Fudosan: „Der Konzern sollte von Erneuerung­sarbeiten an Japans Infrastruk­tur profitiere­n, die aufgrund der Olympische­n Spiele im Jahr 2020 vorgenomme­n werden“, sagt Sehnalova. In Einzeltite­l sollten aber nur risikobewu­sste Anleger einsteigen. Mit einem Fondsinves­tment kann man die Auswahl den Experten überlassen.

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